Auch wenn Warren Buffett an die Aktionäre von Berkshire Hathaway keine Dividende ausschüttet, ist ihm das „Geheimnis“ von Dividendenaktien, deren Auszahlungen über einen längeren Zeitraum wachsen, nur allzu gut bekannt. Tatsächlich ist Buffetts Affinität zu Dividenden ein oft übersehener Katalysator für seinen Erfolg.
Grafik: Der Dividenden Schneeball-Effekt
Das beste Beispiel dafür ist das Investment in Coca-Cola. Warren Buffett hat in 1988, 1989 und 1994 insgesamt 400 Millionen Coca-Cola Aktien mit einer Kostenbasis von 3,25 US-Dollar pro Aktie gekauft und hält diese bis heute.
Mit 60 Jahren ununterbrochener Dividendensteigerung gehört Coca-Cola zu den sogenannten Dividendenkönigen und zahlt momentan eine Quartalsdividende von 44 Cent beziehungsweise eine jährliche Dividende von 1,76 US-Dollar pro Aktie. Bezogen auf Buffetts Einstandspreis von 3,25 US-Dollar pro Aktie ergibt das eine aktuelle Rendite von 54,2%.
Diese Rendite wird als Yield on Cost (YOC) bezeichnet und dient insbesondere Dividendenwachstumsinvestoren als Metrik zur Messung ihres Einkommenswachstums.
Yield on Cost Definition
Die Yield on Cost ist ein Maß für die Dividendenrendite, das berechnet wird, indem die aktuelle Dividende einer Aktie durch den ursprünglich für diese Aktie gezahlten Preis dividiert wird.
Dabei sollte die YOC nicht mit der aktuellen Dividendenrendite verwechselt werden. Letztere bezieht sich auf die derzeitige Dividendenzahlung, geteilt durch den aktuellen Kurs der Aktie, und nicht auf den Preis, zu dem die Aktie ursprünglich gekauft wurde.
Da die Yield on Cost die Dividendenrendite anzeigt, die mit dem für eine Investition gezahlten Anfangspreis verbunden ist, können Aktien, deren Dividenden im Laufe der Zeit gestiegen sind, sehr hohe YOCs ausweisen, insbesondere wenn der Anleger die Aktien seit vielen Jahren hält.
Dividendenrendite versus Yield on Cost
Wenn Anleger zur Messung ihres Dividendenwachstums das Konzept der Yield on Cost verwenden, müssen sie auch den Unterschied zur Dividendenrendite beachten.
Nur weil die YOC einer Aktie höher ist, als die aktuelle Dividendenrendite eines anderen Unternehmens, bedeutet dies nicht, dass die Aktie mit der höheren YOC aus Dividendensicht unbedingt die bessere Investition darstellt. Tatsächlich kann die Aktie mit der hohen YOC eine niedrigere aktuelle Dividendenrendite aufweisen, als ein alternatives Investment.
Folglich können Dividendenanleger besser beraten sein, ihre Anteile an dem Unternehmen mit hohem YOC-Wert zu verkaufen und den Erlös in ein Unternehmen mit einer höheren laufenden Dividendenrendite zu investieren.
Alternativen zur YOC-Metrik
Auch für Dividendeninvestoren gibt es nicht den Königsweg zur Steigerung ihres Einkommensstroms. Anleger, die das Ziel verfolgen, ihre Dividendeneinnahmen stetig zu erhöhen, haben folgende Möglichkeiten, dies zu tun:
- Klassische Dividendenwachstumsinvestoren verfolgen eine langfristige Buy-and-Hold Strategie, indem sie Aktien mit kontinuierlichen Dividendensteigerungen kaufen und auf unbestimmte Zeit halten
- Andere konzentrieren sich auf Unternehmen mit einer geringeren aktuellen Dividendenrendite, die dafür ein schnelleres Gewinn- und Dividendenwachstum versprechen
- Einige Dividendenanleger veräußern ihre im Kurswert gestiegenen Positionen, um den Verkaufserlös in Aktien mit höheren aktuellen Dividendenrenditen zu reinvestieren
- Schließlich besteht die Option, Aktien mit hoher Dividendenrendite zu kaufen, deren Dividende nach Möglichkeit konstant bleibt oder nur geringfügig wächst (High-Yield-Aktien)
In der Praxis dürften die meisten Dividendeninvestoren nicht strikt an einem Stil festhalten, sondern eine personalisierte Strategie verfolgen, die auf ihren individuellen Bedürfnissen, Kompetenzen und Zielen basiert.
Kritik an der Dividendenstrategie
Einer der am weitesten verbreiteten Ratschläge an Dividendeninvestoren ist, nicht ausschließlich auf die Dividendenrendite einer Aktie zu achten, sondern sich besser auf die Gesamtrendite einer Investition zu konzentrieren.
Unter anderem zielt diese Empfehlung darauf ab, sogenannte Renditefallen zu vermeiden, indem Anleger nicht in Aktien von rentabilitätsschwachen Unternehmen investieren, deren aktuell hohen Ausschüttungen dem Risiko ausgesetzt sind, gekürzt zu werden.
Selbst wenn die Dividende nicht gekürzt wird, weisen Unternehmen mit hohen Dividendenrenditen oftmals schwache Wachstumsaussichten oder erodierende Fundamentaldaten auf. In diesen Fällen wird der größte Teil der Gesamtrendite die Dividendenrendite sein.
Die an einer reinen Dividendenstrategie geäußerte Kritik hat also durchaus ihre Berechtigung!
Allerdings schrieb bereits Benjamin Graham in seinem 1949 erschienenen Buch Intelligent Investieren, dass „der intelligente Investor es besser machen wird, wenn er die Börse vergisst und sich auf seine Dividendenrenditen und die Betriebsergebnisse seiner Unternehmen konzentriert“.
Zwar ist das an der Wall Street ausgerufene Ziel, in Bezug auf die Gesamtrendite den Markt zu schlagen. Über einen langen Zeitraum hinweg erreichen dieses Ziel aber nur einige wenige. Der Fokus auf die Gesamtrendite ist daher nicht das einzige lohnende Anlageziel, das Anleger verfolgen können.