Bei der Überschrift handelt es sich um ein Zitat von Sir John Templeton, dem Gründer von Templeton Funds, der am 8. Juli 2008 im Alter von 95 Jahren verstorben ist.
Valueinvesting.de, 14. September 2008
In seinem Nachruf wurde festgestellt, dass sein großer Erfolg als Investor auf seine antizyklische wert-orientierte Anlagephilosophie zurückzuführen ist, die unter anderem beinhaltet, dass man Aktien „am Ende des maximalen Pessimismus“ kaufen soll. Denn dieser Zeitpunkt verbindet für den Investor die höchsten Erträge mit geringstem Risiko, sowohl bei Value Aktien, als auch bei Aktien von Wachstumsunternehmen.
Ron Baron, Gründer der Baron Capital Group, stellte in seinem letzten Bericht an die Anteilseigner der Baron Funds die Frage, ob wir uns derzeit an dem von John Templeton skizzierten Punkt befinden und brachte in diesem Zusammenhang zum Ausdruck, dass neben den begründeten wirtschaftlichen Sorgen über hohe Energiepreise und ein geschwächtes Finanzsystem auch eine Vertrauenskrise in die politische Führung der Vereinigten Staaten von Amerika besteht.
Diese Vertrauenskrise findet nach Einschätzung von Ron Baron ihre Ursache darin, dass sich viele Regierungen und Politiker auf lange Sicht für die Auflegung kurzfristiger Programme entschieden haben, die weder die Abhängigkeit der USA von ausländischem Öl reduzierten, noch von den Finanzinstitutionen forderten, weniger Fremdkapital einsetzen und damit geringere Risiken einzugehen. Es geht also nicht ausschließlich um die Geringschätzung und dem mangelnden Vertrauen in den Präsidenten George W. Bush.
Ron Baron vertritt die Ansicht, dass die heutige politische Situation Amerikas vergleichbar zu dem verlorenen Vertrauen in Präsident Richard Nixon während des Watergate Amtsenthebungsverfahren in 1973-74 zu sehen ist. Darüber hinaus erinnert Ron Baron die gegenwärtige Situation an die Regierungszeit von Jimmy Carter, den bis vor kurzem viele Menschen für den unpassendsten Präsidenten hielten, den sie während ihres Lebens erfahren haben.
Während der Regierungszeit der Präsidenten Richard Nixon, Gerald Ford und Jimmy Carter in den 1970er Jahren verharrte der amerikanische Dow Jones Aktienindex zwischen 600 und 1.000 Punkten. Heute, nach einem ein Jahr andauernden Bärenmarkt liegt der Dow Jones immer noch über 11.000 Punkten, obwohl er seit vergangenem Oktober um mehr als 20% gefallen ist. Der gegenwärtige Indexstand des Dow Jones liegt damit etwa zehn bis fünfzehn Mal höher, als das Niveau der 1970er Jahre. Ron Baron glaubt, dass dieses Niveau des Aktienmarktes unter anderem auch den erfolgreichen Präsidentschaften von Ronald Reagan und Bill Clinton in den 1980er und 1990er Jahren zu verdanken ist.
Für Ron Baron ist die Lehre daraus, dass unpopuläre oder im schlimmsten Fall inkompetente Regierungen nicht ewig andauern. So werden die USA bereits in einigen Monaten einen neuen Präsidenten bekommen und damit wieder über insgesamt bessere Aussichten verfügen. In einigen Monaten! Ist es also an der Zeit zu investieren, während sich die Börse auf dem gleichen Niveau befindet, dass sie erstmals im Jahre 1999 erreicht hat?
Unter Berücksichtigung der Tatsachen, dass viele Unternehmen heute größer sind, als vor 10 Jahren, über eine deutlich gestiegene Ertragskraft verfügen und sichtbar teurere Vermögenswerte besitzen, erscheint es für Ron Baron ungewöhnlich, das die Aktienkurse dieser Gesellschaften unverändert notieren. Dementsprechend vertritt er die Meinung, dass fundamental betrachtet die o.g. Frage in vielen Fällen mit einem „Ja“ zu beantworten ist.
Sind wir darüber hinaus an dem Punkt angelegt, den Sir John Templeton als „maximalen Pessimismus“ bezeichnete? Ron Baron verwies in diesem Zusammenhang auf ein gemeinsames Abendessen, das einer seiner Freunde kürzlich mit einem chinesischen Geschäftsmann abhielt, der nicht gewillt war in den Vereinigten Staaten zu investieren. Seine Begründung lautete, dass das dortige politische System zerbrochen, die Wahl eines Präsidenten ein zufälliges Ereignis und die Infrastruktur veraltet sei. Zudem gebe es keinen langfristigen Plan, um diese Situation zukünftig zu verbessern. Letztlich sei das Bildungssystem inzwischen drittklassig geworden. Auch die Schlagzeilen in den Medien setzen sich kritisch mit der Regierung oder der „Generation von Schuldnern“ und den „Kredit Exzessen“ auseinander.
Bedeutet all dies, dass die Zeit zum Kaufen gekommen ist und sich der Aktienmarkt bald erholen wird? Ron Baron sagt „Nein“. Aber es bedeutet, dass nur noch wenige Menschen an eine expandierende Volkswirtschaft und an wachsende Unternehmen glauben. Und er fügt hinzu, dass es infolgedessen sehr unwahrscheinlich ist, für Unternehmen mit guten Wachstumschancen momentan zu viel für deren Perspektiven zu bezahlen. So wie T. Boone Pickens, einer der reichsten Personen der USA, inmitten der 1970er Jahre zurecht darauf hingewiesen hat, dass es billiger ist, an der Börse nach Öl zu suchen, als im Boden.
Nach Einschätzung von Ron Baron verhält es sich heute ähnlich. Denn momentan können einzelne Unternehmensteile (Aktien) an der Börse günstiger erworben werden, als diese Unternehmen in ihrer Gesamtheit außerhalb des Aktienmarktes kosten würden, sofern das für eine Finanzierung notwendige Kapital vorhanden wäre.