Für die bereits im Jahr 1930 gegründete US-amerikanische Investmentgesellschaft Dodge & Cox sind die derzeitigen Turbulenzen am Aktienmarkt nicht neu.
Valueinvesting.de, 12. Oktober 2008
In ihrem aktuellen Marktkommentar vom 9. Oktober an die Dodge & Cox Anteilseigner berichtet die Gesellschaft, dass die Banken schon in den letzten beiden bedeutsamen Branchenkrisen (zu Beginn der 1980er Jahre und in 1990/91) wegen der Qualität ihrer Aktiva und aufgrund von Bedenken hinsichtlich ihrer Finanzausstattung in Schwierigkeiten geraten sind, wodurch in der Folge auch ihre Aktienkurse auf sehr niedrige Niveaus herabgesetzt wurden.
Während dieser Perioden gingen viele Banken pleite und die Branche konsolidierte. Banken mit einem starken langfristigen Geschäftsbetrieb überlebten allerdings und blühten am Ende der darauffolgenden Erholung wieder auf. Nach Aussage von Dodge & Cox hatten die Regulierungsbehörden dabei nicht die Aufgabe, systematisch wichtige Banken zu retten, sondern den Geldhäusern insgesamt den erforderlichen Raum sowie ausreichende Flexibilität zu verschaffen, damit diese die vorübergehenden Schwierigkeiten selbständig überwinden konnten.
Der aktuelle Kreditzyklus, der im Sommer 2007 begonnen, sich zuletzt aber deutlich verschlechtert hatte, weist nach Einschätzung von Dodge & Cox zwar Ähnlichkeiten mit der Vergangenheit auf, verhält sich in manchen Belangen aber auch vollkommen unterschiedlich zu den früheren Erfahrungen. So hat der Mangel an Vertrauen in das Finanzsystem dazu geführt, dass die Kredit- und Kapitalströme weltweit deutlich eingeschränkt sind. Im Ergebnis kam es zu zahlreichen Bankenausfällen in den USA und in Europa.
Der sogenannte Marktbewertungsansatz (Anmerkung: Bei dem Marktbewertungsansatz handelt es sich um eine Richtlinie zur Bewertung von Handelspositionen mit ihren aktuellen Marktpreisen), der in den 1980er und 1990er Jahren in diesem Umfang noch nicht existierte, hat in der aktuellen Krise die Banken dazu gezwungen, notleidende Aktiva mit Preisen zu bewerten, die unter dem Druck von verzweifelten Verkäufern entstanden sind. Dies wiederum führte bei vielen Finanzinstituten zu einer beispiellosen Notwendigkeit, ihre Kapitalmittel kurzfristig erhöhen zu müssen, wodurch die bestehende Vertrauenskrise in den Finanzsystem noch weiter angeheizt wurde.
Nach der Einschätzung von Dodge & Cox hat die Erfahrung aber gezeigt, dass aus Zeiten finanzieller Belastung – in denen wir uns heute befinden – oftmals große Chancen für disziplinierte und langfristig orientierte Anleger entstehen. Auch wenn sich Anleger derzeit mit noch nie dagewesenen kurzfristigen Unsicherheiten konfrontiert sehen, erscheinen vor dem Hintergrund einer erheblich gefallenen Bewertung des Aktienmarkts die Perspektiven für langfristig ausgerichtete Investoren ermutigender. Während die derzeitige Finanzkrise unweigerlich zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums führen wird, vertritt Dodge & Cox den Standpunkt, dass die US-Wirtschaft – nicht zuletzt aufgrund ihrer gezeigten Widerstandsfähigkeit in der Vergangenheit, ausreichend belastbar ist und sich von den aktuell bestehenden Problemen ohne Zweifel erholen wird. Angesichts dieser Aussichten, in Verbindung mit einer deutlich reduzierten Bewertung von Aktien, erscheinen Dodge & Cox die Perspektiven für den Aktienmarkt auf Sicht von fünf Jahren stark verbessert.
Darüber hinaus ist die globale Wirtschaft heutzutage weniger von dem US-Verbraucher abhängig, als in vergangenen Zyklen. Schließlich sieht Dodge & Cox die fünf Milliarden Menschen, die sich in einer entwickelnden Welt gemeinsam organisieren, Produkte produzieren und ihren Konsum steigern. Mit Unterstützung des technologischen Fortschritts sowie den Kräften des freien Marktes ergeben sich hieraus erhebliche langfristige Chancen für eine Vielzahl von Unternehmen und damit auch für ihre Anteilseigner.
Ungeachtet dessen, sind die aktuellen Anlageergebnisse der Investmentgesellschaft aber deutlich beeinträchtigt. Der Dodge & Cox Stock Fund liegt auf Sicht von einem Jahr mit 29,6% im Minus. Auch in einem 3-Jahreszeitraum ist die durchschnittliche jährliche Rendite mit -3,3% negativ. Erst auf Sicht von fünf, zehn und 20 Jahren, fällt die Wertsteigerung mit 5,4%, 8,9% und 11,9% wieder positiv aus und übertrifft den durchschnittlichen jährlich Zuwachs des Aktienmarkts – gemessen anhand des S&P 500.