Im Fazit zur 10-Jahresbilanz des Oakmark Select Funds stellt Bill Nygren fest, dass durch das konzentrierte Value Investing das erreicht wurde, was erreicht werden soll. Nämlich eine vergrößerte Wirkung der Auswahl einzelner Aktien. Dabei wird von Bill Nygren betont, dass die Selektion einzelner Aktien in der vergangenen Dekade gute und die Konzentration des Portfolios sehr gute Ergebnisse hervorgebracht hat.
Valueinvesting.de, 13. Januar 2007
In den letzten zehn Jahren haben Small- und Mid-Cap-Aktien eine bessere Rendite als die S&P 500 Unternehmen erzielt. Da Investmentfonds in diesen Aktien übergewichtet waren, wiesen sie in diesem Zeitraum eine überdurchschnittliche Entwicklung auf. Ungefähr 20% der Aktienfonds übertrafen das Ergebnis des S&P 500 um mehr als 3 Prozentpunkte und erzielten eine durchschnittliche jährliche Rendite von mehr als 11%.
Der von Bill Nygren gemanagte Oakmark Select Funds entwickelte sich noch besser. Mit einer durchschnittlichen jährlichen Wertentwicklung von 18% befindet er sich innerhalb der Aktienfonds unter den besten 1%.
Während die Performanceanalyse meist schablonenhaft durchgeführt wird, ist die gleichfalls wichtige Risikoanalyse etwas kunstvoller. Der Großteil der heutigen Risikoanalysen fokussiert sich darauf, wie unterschiedlich sich ein Fonds im Vergleich zu seiner Index-Benchmark entwickelt hat.
Das beste relative Jahr hatte der Oakmark Select Funds mit einem Plus von 26% in 2001, als der S&P 500 12% verlor. Das entspricht einer Outperformance von 38 Prozentpunkten. In 1998 – als der S&P 500 um 29% zulegte – verzeichnete der Oakmark Select Funds mit einer Rendite von 16% und einer Unterperformance von 13 Prozentpunkten sein schlechtestes Jahr. Für Investmentfonds stellen solche Zahlen in beiden Richtungen sehr große Abweichungen dar. Definiert man Risiko als zur Index-Benchmark differierende Performance, wäre der Oakmark Select ein sehr risikoreicher Fonds.
Tägliche Preisschwankungen sind ein anderes weitverbreitetes Merkmal zur Messung von Risiko. Auch nach dieser Definition erscheint der Oakmark Select riskant, da seine normale Abweichung der Rendite auf Tagesbasis die des S&P 500 um über 8 Prozentpunkte übersteigt.
Beim Gedanken an Risiko tendiert Bill Nygren aber ähnlich wie Warren Buffett zu einer praktischeren Bezeichnung, der Risiko als die Möglichkeit eines dauerhaften Verlusts von Kapital definiert. In diesem Sinne, ereignete sich der schwerste Kapitalverlust, den ein Anleger des Select Funds erdulden musste, in der Zeit vom 17. Mai 2002 bis zum 2. September 2002. Damals war der Anteilswert vorübergehend um 30% gefallen. Anleger holten diesen Verlust nicht vor dem 23. Mai 2003 auf, also 53 Wochen nach dem zuvor erreichten Höchststand.
Das war nicht angenehm, aber auch nicht so schlecht wie der S&P 500, der ausgehend vom 1. September 2000 in den nächsten zwei Jahren 47% an Wert verlor. Heute, mehr als sechs Jahre nach den damaligen Höchstständen, hat der S&P 500 einschließlich Dividenden gerade einmal diesen Verlust wettgemacht.
In den vergangenen zehn Jahren wies Bill Nygren konsequent darauf hin, Langfristanleger zu sein und in dieser Eigenschaft zusätzlichen Wert durch die Auswahl einzelner Aktien zu schaffen. Über den 10-Jahreszeitraum hielt der Oakmark Select Funds 80 verschiedene Aktien. Nachdem der Fonds mit 18 Aktien gestartet war, wurden dem Portfolio über zehn Jahre 62 neue Aktien hinzugefügt. Abzüglich elf Aktien aus Spin-Offs und zwei Positionen, die aufgrund zu schnell ansteigender Kurse wieder geschlossen wurden, kommt der Oakmark Select auf insgesamt 49 Aktien-Neuerwerbungen.
Da der Oakmark Select Funds normalerweise etwa 20 verschiedene Aktienwerte hält, entspricht das einer durchschnittlichen Haltedauer von ungefähr vier Jahren. Im Gegensatz zum Durchschnittsfonds, der seine Investments nicht einmal für ein einziges Jahr hält, sieht sich Nygren damit als geduldigen Investor. Während Bill Nygren nicht notwendigerweise lange Halteperioden anstrebt, bedeutet dieses Ergebnis gleichfalls niedrige Transaktionskosten und geringe kurzpflichtige Veräußerungsgewinne.