The White House from Washington, DC, Public domain, via Wikimedia Commons
Warren Buffett (geboren am 30. August 1930 in Omaha, Nebraska) ist der wohl am meisten respektierte und erfolgreichste Investor aller Zeiten. Aufgrund seiner beeindruckenden Investmentkarriere wird er auch als „Orakel von Omaha“ bezeichnet. Mit einem geschätzten Vermögen von 133 Milliarden US-Dollar belegt Warren Buffett auf der Forbes Liste der Milliardäre im Jahr 2024 den 8. Platz.
Buffett studierte bei dem legendären Benjamin Graham an der Columbia University. Graham übte großen Einfluss auf Buffetts Leben und seine Investment-Philosophie aus. Warren Buffett ist Vorsitzender der Investmentholding Berkshire Hathaway, die er von einer Textilfabrik zu einem multinationalen Konglomerat mit einem aktuellen Börsenwert von über 600 Milliarden US-Dollar ausgebaut hat.
Unter Buffetts Führung erzielte die Berkshire-Aktie von 1965 bis 2023 einen durchschnittlichen jährlichen Anstieg des Aktienkurses um 19,8%. Der Gesamtgewinn belief sich in dieser Zeit auf stolze 4.384.748% (in Worten: 4,38 Millionen Prozent).
Im Vergleich dazu ist der amerikanische Aktienindex Standard & Poor’s 500 im selben Zeitraum lediglich um 10,2% per anno gestiegen, was einem Gesamtgewinn von 31.223% entspricht.
Investment-Philosophie
Warren Buffett verfolgt eine Value Investing Strategie, die eine Anpassung des Ansatzes von Benjamin Graham darstellt. Buffett ist bestrebt großartige Unternehmen zu erwerben, die mit einem Abschlag auf ihren Inneren Wert gehandelt werden, um sie idealerweise für immer zu behalten.
Er investiert nur in Unternehmen, die er versteht. In Bezug auf die Arten von Unternehmen, die Berkshire Hathaway gerne kauft, erklärte Buffett: „Wir möchten Unternehmen, die wir (a) verstehen können, (b) über günstige langfristige Aussichten verfügen, (c) von ehrlichen und kompetenten Leuten geführt werden und (d) zu einem attraktiven Preis erhältlich sind“.
Wie Warren Buffett seine erste Million machte
Die Geschichte beginnt im Jahr 1936. Als Warren Buffett sechs Jahre alt war, verdiente er seine ersten Dollars, indem er von Tür zu Tür ging und Kaugummi verkaufte. Er kaufte den Kaugummi im Lebensmittelgeschäft seines Großvaters und verdiente 2 Cent an jeder Packung.
Ein weiteres margenstarkes Geschäft war der Verkauf von Cola-Cola. Buffett kaufte ein Sixpack für 25 Cent und verkaufte die einzelnen Flaschen in der Nachbarschaft zu je 5 Cent. Dabei strich er einen Gewinn von 20% ein. Für seine Investments stellte diese Gewinnspanne im weiteren Verlauf immer wieder eine Art Zielmarke dar. Heute besitzt Warren Buffett rund 9% der Coca-Cola Company und ist damit größter Einzelaktionär.
Einen Großteil seiner Kindheit verbrachte Warren Buffett in der Benson Library in Omaha. Er las alles, was er zum Anfassen bekommen konnte. Eines Tages fand er ein Buch, das ihm besonders nützlich erschien. Es hieß „Tausend Möglichkeiten, 1.000 Dollar zu verdienen“.
Als Buffett älter wurde verdiente er Geld mit dem Austragen verschiedener Zeitschriften, unter anderem der Washington Post, an der er 1973 einen Anteil von ungefähr 10% erwarb und diesen im Jahr 2013 an den Amazon-Gründer Jeff Bezos verkaufte. Beim Zeitungsaustragen kombinierte Warren Buffett unterschiedliche Touren, um seinen Gewinn zu optimieren.
Außerdem stellte er mit einem Freund gebrauchte Flipper in Friseurgeschäften auf. Zusammen vermieteten sie auch einen alten Rolls Royce, den sie von einem Schrotthändler erwarben. Buffetts Freund war dabei für das Technische zuständig. Er selbst kümmerte sich um das Finanzielle.
Erster Aktienkauf
Seine ersten Aktien erwarb Warren Buffett im Alter von elf Jahren. Dank seiner unermüdlichen Anstrengungen hatte er einen Betrag von ungefähr 120 Dollar angehäuft. Im Jahr 1941 war diese Summe für ein Kind in seinem Alter beindruckend. Bei einer durchschnittlichen Inflationsrate von 4% per anno entsprechen Buffetts 120 Dollar von damals einem Wert von etwa 2.600 Dollar in heutiger Kaufkraft.
Mit diesen Ersparnissen erwarb Warren Buffett drei Cities-Service-Vorzugsaktien zu je 38 US$ und scherzte später, dass er mit dem Erwerb hätte früher anfangen sollen.
Doch die Aktien fielen sofort. Buffett hatte nicht nur sein ganzes hart verdientes Geld investiert, sondern auch seine ältere Schwester Doris davon überzeugen können, bei ihm zu investieren. Doris hatte Buffett jeden Tag in der Schule daran erinnert, dass ihre Aktien an Wert verloren haben. Er fühlte sich schrecklich!
Irgendwann hatte er dann die Chance mit einem Gewinn von 5 Dollar aus seinem ersten Investment herauszukommen. Es dauerte aber nicht lange, bis der Kurs der Cities-Service-Vorzugsaktien auf 202 US$ pro Stück anstieg. Aus dieser Erfahrung lernte Buffett mindestens zwei wertvolle Lektionen: Erstens: (1) Fixiere Dich nicht auf den Preis, den Du bezahlt hast und (2) beeile Dich nicht, um einen kleinen Gewinn einzustreichen.
Wenn man bedenkt, dass Buffett ungefähr 5 Jahre gebraucht hat, um diese ersten 120 Dollar zu verdienen wird man verstehen, warum er seinen Verkauf bedauerte nachdem er feststellte, dass er mit einem Gewinn von 492 Dollar aus dem Rennen hätte gehen können.
Warren Buffett gewinnt an Schwung
Ende 1944 im Alter von 14 Jahren war Warren Buffett stolzer Besitzer von 1.000 Dollar. Im gleichen Jahr reichte er auch seine erste Steuererklärung ein und zahlte insgesamt 7 US$ an Steuern. Buffett nahm jetzt Fahrt auf!
Im kommenden Jahr gelang es ihm sein Geld zu verdoppeln und Buffett wurde für einen Kaufpreis von 1.200 Dollar Eigentümer einer 40 Hektar großen Farm in Nebraska. Somit hat er 60% seines Nettovermögens in ein einziges Investment gesteckt. Warren Buffett teilte die Gewinne mit dem Pächter, der dort arbeitete.
Buffett hat mit dem Kauf der Farm einen enormen Deal gemacht. Er musste keine körperliche Arbeit mehr leisten und verkaufte die Farm im Jahr 1950 zum doppelten Preis, den er ursprünglich dafür bezahlt hatte. In der Zwischenzeit strich Buffett 5 Jahre lang Gewinne aus dem Farmland ein.
Mit 16 Jahren verdiente er mit seinen Zeitungstouren 175 Dollar im Monat. Um diese Zahl ins rechte Licht zu rücken; der durchschnittliche amerikanische Ingenieur im Jahr 1946 konnte damit rechnen, monatlich knapp 400 Dollar nach Hause zu bringen.
Auch wenn Warren Buffett bei der Auslieferung von Zeitungen vermutlich sehr effizient war, arbeitete er während seiner Schulzeit im Grunde genommen Vollzeit. Seine gesamten Ersparnisse lagen 1946 bei etwa 6.000 Dollar. Am Jahresende 1950 verfügte er über insgesamt 9.800 Dollar.
Benjamin Grahams „The Intelligent Investor“
Mit einem Nettovermögen von rund 10.000 Dollar war Warren Buffett wahrscheinlich der reichste unter seinen Freunden, aber er hatte dieses Vermögen hauptsächlich durch den Verkauf von Zeitungen und durch seine unternehmerischen Anstrengungen aufgebaut, nicht durch Investitionen an der Börse. Das sollte sich ändern!
1949 veröffentlichte Benjamin Graham das Buch The Intelligent Investor. Graham war bereits lange Zeit als erfolgreicher Value Investor tätig. Seine Vermögensverwaltung, die Graham-Newman Corporation, hatte die Wertentwicklung des Dow Jones Index seit ihrer Gründung im Jahr 1936 konstant übertroffen.
„The Intelligent Investor“ brachte drei große Ideen über den Aktienmarkt auf, mit denen Warren Buffett sofort in Verbindung stand:
- Innerer Wert: Eine Aktie ist ein Teil eines Unternehmens, was bedeutet, dass sie einen inneren (oder realen) Wert hat.
- Mr. Market: Der Aktienmarkt schwankt von „zu pessimistisch“ bis „zu optimistisch“. Ein echter Investor lässt sich nicht von den unvorhersehbaren Stimmungen von Mr. Market beeinflussen und sieht sowohl steigende als auch fallende Aktienkurse lediglich als Chance und nicht als einen Überbringer von Informationen.
- Sicherheitsmarge: Entscheidungen an der Börse müssen immer mit einer eingebauten Sicherheitsmarge getroffen werden. Dies bedeutet, dass ein Anleger darauf bestehen sollte, Aktien mit einem großen Abschlag auf ihren realen Geschäftswert zu kaufen.
Beim Lesen von Benjamin Grahams „The Intelligent Investor“ hat in Warren Buffett etwas klick gemacht. Buffett hatte das Licht gesehen!
Während dieser Zeit tat Warren Buffett etwas, das auf lange Sicht zu einem seiner größten Aktivposten wurde. Er begann einzelne Unternehmen zu studieren, um eine interne und mentale Bestandsbibliothek aufzubauen. Er las die Moody’s und Standard & Poor’s Handbücher Seite für Seite und lernte mehrere hundert Unternehmen kennen. Das Handbuch von Moody’s las er sogar zweimal.
Außerdem schaute er sich die sogenannten „Pink Sheets“ an, eine Wochenzeitung, die Informationen über Unternehmen lieferte, die zu klein waren, um an einer Börse gehandelt zu werden. Es gab auch das „National Quotation Book“ mit einer neuen Ausgabe alle sechs Monate, in dem Unternehmen vorgestellt wurden, die so klein waren, dass sie es nicht einmal in die „Pink Sheets“ schafften.
Warren Buffett: Der A+ Student
Nachdem Warren Buffett erfahren hatte, dass sein Lieblingsinvestor Benjamin Graham an der Columbia Business School unterrichtete, beschloss er sich dort zu bewerben. Obwohl seine Bewerbung nach Ablauf der Frist eintraf, wurde er ohne Vorstellungsgespräch an der Schule aufgenommen.
Als Buffett im Jahr 1950 an der Business School anfing, besaß er 12.500 Dollar. Davon entfielen 500 Dollar auf ein Stipendium, 2.000 Dollar (eine Art Kombination aus einem Geschenk und einem Deal, dass Warren Buffett nicht mit dem Rauchen anfängt) stammten von seinem Vater Howard Buffett.
Noch bevor der Einführungskurs „Finance 111-112: Investment Management and Security Analysis” begonnen hatte, hatte Warren Buffett bereits das Kursmaterial – Benjamin Graham und David Dodds Meisterwerk Security Analysis – gelesen. David Dodd, der als Juniorpartner von Graham fungierte und den ersten Kurs unterrichtete, liebte ihn dafür.
Im Grund genommen kannte Buffett das Buch besser als seine Autoren.
Während Benjamin Graham in der Sekundarstufe II und an der High School seinen Studenten hauptsächlich B, C und D Noten gab, war Warren Buffett der erste, der in einem von Grahams Kursen ein A+ erhielt. Damit war Buffett der beste Student, der jemals an diesem Kurs teilgenommen hatte.
Buffetts erster Kontakt mit GEICO
Während seiner Zeit an der Columbia Business School hatte Warren Buffett herausgefunden, dass Benjamin Graham der Vorsitzende einer Firma namens „Governmental Employees Insurance Company“ war. Dieses Unternehmen wurde später in GEICO umbenannt und in Bezug auf die prozentuale Rendite die größte Investition, die Warren Buffett jemals getätigt hat.
Aus seinen GEICO-Käufen zwischen den Jahren 1976 und 1980 wurde ein 1.000-Bagger!
Ein wichtiger Schritt in Buffetts Karriere war, als er an einem Samstagmorgen im Januar 1951 beschloss, von Columbia in New York zum GEICO-Hauptsitz nach Washington zu reisen, da er mehr über das Unternehmen selbst und das Versicherungsgeschäft erfahren wollte.
Warren Buffett ging einfach ins Büro und klopfte an die Tür. Dort traf er Lorimer Davidson, der Assistent des Präsidenten von GEICO war. Nachdem Davidson verstanden hatte, dass Buffett ein ungewöhnlicher junger Mann war, der sich gut auf dieses Treffen vorbereitet hatte, beschloss er, ihm vier Stunden seiner Zeit anstelle der ursprünglich geplanten fünf Minuten zu widmen.
Buffett stellte immer wieder Fragen und erfuhr bald, was in der Versicherungsbranche wichtig ist, warum GEICO Marktanteile gewinnt und welche Wettbewerber das Unternehmen hat.
Er entschied sich für eine große Wette. Zum Jahresende 1951 hatte Warren Buffett 65% seines Nettovermögens in GEICO investiert. Im Jahr 1952 stieg die GEICO-Aktie schnell um 50%. Buffett beschloss zu verkaufen und in einen anderen Versicherer zu wechseln – „Western Insurance Securities“, ein Unternehmen, das mit einem KGV von knapp über 1 gehandelt wurde.
Buffett notierte dazu: „Ein KGV, das mir aus irgendeinem Grund aufgefallen ist.“ GEICO selbst wurde zu dieser Zeit ungefähr zum Achtfachen seines Gewinns gehandelt.
Warren Buffett heiratet seine Frau Susie
Bis zu diesem Zeitpunkt in seinem Leben hatte Warren Buffett einige Schwierigkeiten mit Frauen. Er war traurig, dass Mädchen nichts von Benjamin Graham oder Mr. Market und der Sicherheitsmarge hören wollten. Im Sommer 1950 sollte sich das aber ändern, als seine jüngere Schwester Roberta ihn zu einem Date mit einem Mädchen namens Susan (genannt Susie) Thompson verabredete.
Es gab nur ein Problem. Susie war bereits mit einem gewissen Milton Brown zusammen. Buffetts Glück war, dass Susies Vater, Bill Thompson, mit Milton Brown nicht einverstanden war. Warren Buffett hingegen fing an, Susies Vater fast genauso oft zu treffen wie das Mädchen selbst. Und dies hat sich als Gewinnerstrategie erwiesen.
Im September 1951 wurden Warren Buffett und Susie ein Paar und Buffett glaubt, dass dies teilweise auf den Einfluss von Bill Thompson zurückzuführen war. Im April 1952 heiratete Buffett Susie Thompson und gab angeblich 6% seines Nettovermögens für einen Ehering aus. Buffett sagte später, dass dies die beste Investition seines Lebens war.
Auf der Überlandautofahrt, die ihre Flitterwochen waren, hatte Buffett den Wagen mit Lesestoff beladen, einschließlich seiner geliebten Moody’s Handbücher.
1958 kauften Buffett und Susie gemeinsam ihr erstes Zuhause. Für das Haus zahlten sie 31.500 Dollar und Buffett begann sofort, es als „Torheit“ zu bezeichnen. Er wusste, dass er an der Börse viel bessere Renditen erzielen konnte, als er sich von einer Aufwertung der Immobilienpreise erhoffen konnte.
Auch wenn Warren Buffett den Hauskauf für einen dummen Schritt hielt, machte das Haus zu diesem Zeitpunkt nur etwa 10% seines Nettovermögens aus. Buffett war im Alter von 28 Jahren also bereits 300.000 Dollar schwer.
Buffett der Börsenmakler
Nach seinem Abschluss an der Columbia Business School im Jahr 1951 wollte Warren Buffett für seinen Lieblingsinvestor und Lehrer Benjamin Graham arbeiten. Er bot sogar an, ohne Gehalt für Graham zu arbeiten. Während dieser Zeit gab es jedoch immer noch einige Vorurteile gegen Juden, vielleicht besonders an der Wall Street, sodass Graham, der aus einer jüdischen Familie stammte, entschieden hatte nur Juden anzustellen.
Aus diesem Grund kehrte Warren Buffett 1951 nach Omaha zurück, um bei der Maklerfirma seines Vaters zu arbeiten. Er fühlte sich bei diesem Job allerdings nicht besonders gut. Als Makler musste er verkaufen. Er verdiente nicht basierend darauf, wie gut seine Empfehlungen waren, sondern basierend auf dem Umsatz. Er war auch der Meinung, dass er von seinen Kunden nicht den Respekt bekam, den er verdient hatte.
Warren Buffett belegt Dale Carnegie Kurs
Im Januar 1952 absolvierte Warren Buffett einen Dale Carnegie Sprachkurs. In seinem Büro von Berkshire Hathaway hängt immer noch ein Zertifikat an der Wand und Buffett sagte über den Kurs: „Das ist der wichtigste Abschluss, den ich habe”. Lange vor dem Kurs hatte Buffett Dale Carnegies Buch „Wie man Freunde gewinnt und Menschen beeinflusst“ gelesen und er wusste, dass er lernen musste, wie man mit Menschen umgeht und wie man vor Publikum spricht.
Um seine Fähigkeiten zu üben, begann er an der Universität von Nebraska einen Abendkurs über Investitionen und persönliche Finanzen zu unterrichten. Er genoss es, seinem Idol Benjamin Graham nachzueifern. 1956 unterrichtete er eine Klasse namens „Investment Analysis for Men Only“, entschied sich aber später auch einen Kurs mit der Bezeichnung „Investing for Women“ anzubieten.
Buffetts Traumjob
Von 1951 bis 1954 schickte Buffett Aktientipps an Graham-Newman und kam gelegentlich in deren Büro vorbei. Es dauerte allerdings drei Jahre, bis Benjamin Graham seine Meinung über Buffetts Anstellung änderte. Aber schließlich wurde Warren Buffett Graham-Newmans erster Angestellter mit nichtjüdischem Hintergrund.
Buffett kam im August 1954, einen ganzen Monat vor seinem eigentlichen Starttermin, in New York an, wo sich das Büro von Graham-Newman befand. Sein Gehalt betrug 1.000 Dollar pro Monat. Durch seinen Verstand und sein absolutes Engagement für Aktien wurde er schnell zum „goldenen Jungen“ des Unternehmens.
1956 wurde ihm von Benjamin Graham angeboten, den von Graham-Newman gemanagten Fonds zu übernehmen, als Graham in den Ruhestand gehen wollte. Als Warren Bufett das Angebot nicht annahm, beschloss Graham den Fonds zu schließen. Ohne Benjamin Graham dachte Buffett, dass er genauso gut seinen eigenen Weg gehen könnte.
Die Buffett Partnership
Im Alter von 26 Jahren hatte Warren Buffett etwa 174.000 Dollar angesammelt und war von seinen zwei Jahren in New York nach Omaha zurückgekehrt. Er sprach von „Ruhestand“, da er wusste, dass seine Familie von etwa 12.000 Dollar pro Jahr leben könnte.
Anscheinend dachte Buffett, dass das Investieren und Verwalten des Geldes einiger anderer Leute gleichbedeutend mit dem Ruhestand ist, denn genau das hat er zu diesem Zeitpunkt beschlossen. Am 5. Mai 1956, als Warren Buffett 25 Jahre alt war, gründete er die Buffett Partnership, eine Investmentpartnerschaft ähnlich wie Graham-Newman.
Die Buffett Partnership war jedoch viel kleiner und umfasste nur sieben Partner aus der Familie und dem Freundeskreis. Buffett war der Komplementär der Partnerschaft, was bedeutete, dass er verantwortlich war. Die sieben Kommanditisten hatten insgesamt 105.000 Dollar beigesteuert. Buffett selbst fügte nur 100 Dollar hinzu.
Buffett ist vollkommen fokusiert
Es ist klar, dass Warren Buffett voll und ganz damit beschäftigt war, Reichtum anzusammeln. Er verbrachte nicht viel Zeit mit seinen Kindern und wenn er es tat, war er mental oftmals woanders. In einem Urlaub in Kalifornien brachte er die Kinder nach Disneyland. Während sie herumliefen und eine großartige Zeit alleine hatten, saß Buffett einfach auf einer Bank und las.
Es ist auch klar, dass seine Frau Susie ihn sowohl emotional als auch praktisch in ihrem Haushalt unterstützt hat. Ihr Mann hatte nicht allzu viele Bedürfnisse, aber sie sorgte dafür, dass sie immer erfüllt wurden: Eine Glühbirne in seiner Leselampe, einige Pepsi im Kühlschrank (Buffett hatte noch nicht zu Coca-Cola gewechselt), Fleisch und Kartoffeln zum Abendessen und Eis im Gefrierschrank.
Warren Buffett & Charlie Munger
Im Jahr 1959 traf Warren Buffett Charlie Munger auf einer lokalen Dinnerparty. Munger war Rechtsanwalt in Los Angeles und wurde als „Buch mit Beinen“ bezeichnet. Die beiden ergänzten sich intellektuell, der Rest ist Geschichte. Seit 1978 ist Charlie Munger der stellvertretende Vorsitzende von Berkshire Hathaway. Munger stellte auch Buffetts Überzeugungen über billige Unternehmen in Frage.
Bevor er Charlie Munger traf, konzentrierte sich Warren Buffett auf Investitionen in „mittelmäßige Unternehmen, die zu Schnäppchenpreisen gehandelt wurden“. Nachdem er von Munger überzeugt war, konzentrierte er sich stattdessen auf „großartige Unternehmen zu fairen Preisen“. Während beide Strategien valide sind, eignet sich Grahams Ansatz eher für Anleger mit geringerem Kapitaleinsatz, während der Ansatz von Munger umfassender ist.
Benjamin Grahams Ansatz war nicht skalierbar. Das bedeutet, dass ihn Investoren mit wirklich viel Geld nicht ohne Weiteres anwenden können. Charlie Munger half Buffett bei der Suche nach Unternehmen wie See’s Candies oder Coca-Cola.
Warren Buffett wird Millionär
Bis Januar 1962 hatte Warren Buffett insgesamt zehn verschiedene Partnerschaften, oder elf, wenn man die mit seinem Vater mitrechnet. Alle diese Partnerschaften bestanden aus unterschiedlichen Personengruppen und Buffett beschloss, sie zu einer einzigen größeren Buffett Partnership Ltd. zusammenzufassen.
Mit 31 Jahren verwaltete er nun ein Vermögen von rund 7,2 Millionen Dollar. Der Anteil seiner Frau Susie an der neuen Partnerschaft betrug 1.025.000 Dollar. Warren Buffett ist Millionär!
Von der Partnership zu Berkshire Hathaway
Als Warren Buffett die Buffett Partnership im Haussemarkt 1969 auflöste, betrug das Kapital der Partnerschaft 105 Millionen Dollar.
Seine Anteilseigner bezahlte Buffett aus und sagte ihnen, dass sein Investment-Ansatz unter den derzeitigen Marktbedingungen nicht mehr funktioniere. Er wollte diesen Ansatz nicht in eine Strategie ändern, die er nicht vollständig versteht und mit der er sich nicht wohl fühlt.
Bereits im Jahr 1962 kaufte Warren Buffett für seine Partnership Anteile an der Textilfabrik Berkshire Hathaway und erlangte über das Unternehmen am 10. Mai 1965 die vollständige Kontrolle. Er erwarb die Berkshire-Aktien für durchschnittlich 14,86 US$ je Stück.
Da das Textilgeschäft schlecht lief, baute er das Unternehmen zu seiner Investmentholding um. Diese hatte im Jahr 2020 bei einem durchschnittlichen Aktienkurs von 295.551 US$ je Klasse A-Aktie einen Börsenwert von 471 Milliarden Dollar.
Aktienportfolio und weitere Beteiligungen
Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit erlangten Warren Buffetts große Beteiligungen an namhaften Aktiengesellschaften wie beispielsweise American Express, The Coca-Cola Company, Gillette (wurde im Jahr 2005 durch Procter & Gamble übernommen), Walt Disney, The Washington Post oder Wells Fargo.
Daneben sind eine Vielzahl nicht börsennotierter Unternehmen im Besitz von Berkshire Hathaway. An den gesamten Kapitalanlagen nahm seit Ende der neunziger Jahre der Anteil dieser Gesellschaften sowie der Anteil festverzinslicher Wertpapiere deutlich zu.
Dies liegt aber nicht daran, dass Warren Buffett die von Berkshire gehaltenen Aktienpakete verkauft hat. Stattdessen haben die anderen Beteiligungen stark zugenommen. Dazu verfügt Berkshire immer über eine ausreichende Menge Bargeld, um jederzeit handlungsfähig zu sein, sobald sich neue Investments anbieten.
Der Mensch Warren Buffett
Warren Buffetts Erfolg ist nicht ausschließlich durch sein Investmentgeschick zu begründen. Dahinter steckt vielmehr eine ganze Philosophie, der er während seines Lebens diszipliniert gefolgt ist. Ohne dies zu verstehen, werden mögliche Nachahmer aus Buffetts Konzepten keinen Nutzen ziehen.
Neben dem Investmentgenie ist Warren Buffett von Grund auf ehrlich und verfügt über einen einzigartigen Humor.
Er besitzt ein unvergleichliches Talent schwierige Zusammenhänge einfach und verständlich darzustellen, ohne dabei belehrend zu wirken. Daher sind seine jährlichen Briefe an die Aktionäre von Berkshire Hathaway eine einzigartige Informationsquelle und stellen ein unvergleichliches Lesevergnügen dar.
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