Kommentare 1

Wie Mohnish Pabrai ein Unternehmen analysiert

In einer Frage-und-Antwort-Runde mit der spanischen Online-Plattform „Mis Propias Finanzas“, die Menschen dabei hilft, ihre finanziellen Kenntnisse und Fähigkeiten zu verbessern, erklärte Mohnish Pabrai wie er ein Unternehmen analysiert und eine Entscheidung trifft, ob man in die Aktien des Unternehmens investieren sollte oder nicht.

Titelbild: Aktien-Analyse mit Mohnish Pabrai
Bildquelle: @TheFinancialEconomics

Da Mohnish Pabrai das Konzept des Shameless Cloning verfolgt, ist sein bevorzugter Ausgangspunkt bei einem Unternehmen die Suche nach einem professionellen Investor, der die Aktien des Unternehmens bereits besitzt und idealerweise einige Kommentare dazu abgegeben hat.

Unabhängig davon, wie eine Investmentidee auf seinem Radar erschienen ist, schaut Pabrai als Erstes, ob es im Value Investors Club schon einen Bericht zu dem Unternehmen gibt und druckt sich diesen einschließlich der dazu abgegebenen Kommentare aus, selbst wenn der Bericht alt ist.

Auf diese Weise bekommt er einen anfänglichen komprimierten Überblick über das Unternehmen, was weniger Zeit in Anspruch nimmt, als wenn er nur die jährlichen Geschäftsberichte lesen würde. Denn bei der Beschäftigung mit einem neuen Unternehmen verfolgt Mohnish Pabrai den Ansatz, nach einem Grund zu suchen, die Recherche abzubrechen und die Idee nicht weiter zu verfolgen.

Wenn das Unternehmen für ihn aber dennoch weiter interessant ist, schaut er sich als nächstes die Briefe des Managements an die Aktionäre an, sofern es den Anschein hat, dass diese nicht von einer PR-Firma geschrieben wurden.

Zu diesem Zweck lässt er sich von seinem Assistenten eine PDF-Datei mit allen Briefen der letzten 20 Jahre erstellen, beginnend mit dem ältesten. Beim Lesen der Briefe achtet Mohnish Pabrai darauf, was das Management beispielsweise im Jahr 2000 gesagt hat und was im Jahr 2005 passiert ist.

Das Interessante beim Studieren dieser Briefe ist, dass man sie vor allem in der Vergangenheit liest. Zum Beispiel ist aus heutiger Sicht bekannt, dass wir in den Jahren 2008/2009 eine globale Finanzkrise hatten. Wenn man also den Aktionärsbrief von 2005, 2006 oder 2007 liest, erhält man im Nachhinein einen Einblick über die Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells und wie das Management mit den Widrigkeiten umgegangen ist.

Das Gleiche gilt für die Zeit während der Corona-Pandemie. Die Briefe an die Aktionäre geben Auskunft darüber, wie die Jahre 2018 und 2019 ausgesehen haben, und welche Geschäftsbereiche plötzlich Rückenwind bekamen beziehungsweise welche mit Gegenwind konfrontiert wurden.

Sofern sich Mohnish Pabrai nach dem Lesen der Aktionärsbriefe immer noch für das Unternehmen interessiert, schaut er sich die vergangenen Transkripte der Earnings Calls (Telefonkonferenzen, bei denen die Finanzergebnisse eines Berichtszeitraums besprochen werden) an. Die Mitschriften sind für ihn wertvoll, da sie definitiv nicht von einer PR-Firma stammen, sondern von Analysten, die dem Management Fragen stellen.

Da Analysten unter anderem auch nicht wirklich relevante Fragen über das nächste Quartal stellen – beispielsweise ob der Gewinn je Aktie ein oder zwei Cent höher oder niedriger ausfällt – erklärt Mohnish Pabrai, dass er sich natürlich durch die Transkripte durcharbeiten muss.

Was er in den Transkripten tatsächlich sucht, ist, wenn wesentliche Fragen zum Geschäft gestellt wurden und das Management seine Kommentare dazu abgibt. Da Pabrai die gesamte Zukunft des Unternehmens bis zur Gegenwart kennt, kann er beurteilen, was versprochen und geliefert wurde. Hat die Unternehmensführung zum Beispiel zu viel versprochen und zu wenig geliefert, oder war sie konservativ?

Als nächstes schaut sich Mohnish Pabrai die Vergütungspläne des Managements an und ob die Aktionäre durch eine aktienbasierte Vergütung der Führungskräfte verwässert werden. Sofern er dann immer noch an dem Unternehmen interessiert ist, befasst er sich mit den Finanzdaten und den verschiedenen Teilen des Jahresberichts, den Risikofaktoren und so weiter und so fort.

Das ist Pabrais normale Vorgehensweise bei der erstmaligen Analyse eines Unternehmens.

Wie man große Investoren klont

Für private Anleger ist ebenfalls interessant zu verstehen, wie Mohnish Pabrai entscheidet, ob er in die Idee eines anderen Investors investieren möchte. Hierzu gibt ein Vortrag, den er bereits im Jahr 2015 am Boston College gehalten hat und in dem er erklärt, worauf man sich beim Klonen großer Investoren konzentrieren sollte, näheren Aufschluss.

Laut Mohnish Pabrai sollte man sich grundsätzlich auf die großen Wetten konzentrieren. Das bedeutet, dass man keine Leute klont, die 60 Positionen in ihrem Portfolio haben. Beziehungsweise wenn sie 60 Positionen haben, konzentriert man sich idealerweise auf die größten Positionen in den Top 10.

Die erste Regel des Klonens lautet also, sich anzuschauen, wo die Investoren ihr Geld wirklich investiert haben und dies als Ausgangspunkt zu nutzen, um eine potenzielle Investmentidee ausfindig zu machen.

Daraufhin sollte man sich die Frage stellen, ob sich das identifizierte Unternehmen im persönlichen Kompetenzbereich befindet. Mohnish Pabrai sagt, dass die Antwort meistens nein lautet und die Investmentidee somit nicht weiter verfolgt wird. Wenn sich die Idee jedoch im persönlichen Kompetenzbereich befindet, dann sollte man auch wissen, was die Aktien des Unternehmens wert sind.

Da Mohnish Pabrai beim Investieren eine Sicherheitsmarge von mindestens 50% fordert, teilt er den von ihm berechneten Wert durch zwei und schaut, ob der aktuelle Aktienkurs darüber oder darunter liegt. Da der Aktienkurs in den meisten Fällen nicht 50% unter dem angenommenen Wert liegt, werden auch diese Ideen von ihm verworfen.

Auf diese Weise gelangt er zu dem kleinen Anteil möglicher Investments, von denen er glaubt, dass diese (a) im eigenen Kompetenzbereich liegen und (b) mit einem erheblichen Abschlag auf ihren Inneren Wert gehandelt werden.

Darüber hinaus arbeitet Mohnish Pabrai mit einer Checkliste, bevor er ein Investment tätigt. Die Fragen aus dieser Checkliste dienen der Vermeidung von Investmentfehlern, die er sowohl anhand eigener Erfahrungen, als auch aus den Fehlern anderer Investoren zusammengetragen hat. Zu guter Letzt legt er die Positionsgröße für das Investment fest.

Der komplette Prozess zielt ähnlich der Unternehmensanalyse darauf ab, nach Faktoren zu suchen, um Dinge von seinem Schreibtisch zu entfernen. Mohnish Pabrai sucht also nicht nach einem Grund zu investieren, sondern nach einem Grund, nicht zu investieren.

Das gesamte Verfahren gleicht der Anwendung von verschiedenen Filtern, um das Universum möglicher Investmentideen möglichst effektiv auf eine kleine Gruppe von Unternehmen herunterzubrechen, mit denen sich Mohnish Pabrai intensiver auseinandersetzen kann.

Quellen:
In Kategorie: Miscellaneous

Über den Autor

Veröffentlicht von

Guten Tag, mein Name ist Mario Wolff. Ich bin privater Investor und beschäftige mich seit mehr als 25 Jahren mit der Anlagephilosophie des Value Investing. Wenn Du magst, kannst Du meinem Blog auf X (ehem. Twitter) folgen oder den Feed abonnieren.

1 Kommentar

  1. Ich weiß ja nicht so richtig, was ich von dem Konzept halten soll ????
    Was macht das was er macht denn so besonders?
    Dass er einen Grund sucht, Aktien nicht zu kaufen ist doch ein alter Hut. Schon Charlie Munger sagte: „Invert, always invert“.
    Und 50% Sicherheitspuffer vermitteln auch nicht grad Vertrauen in seine eigene Einschätzung ????

    Trotzdem danke für den Einblick!

Schreibe eine Antwort