In seinem aktuellen Brief an die Anteilseigner von Muhlenkamp & Company vertritt Ronald Muhlenkamp die Ansicht, dass die nach der Rezession im Jahr 2001 begonnene wirtschaftliche Erholung in 2006 zu Ende geht. Die Erholung war nach seiner Ansicht stark genug, um bei vielen Menschen einschließlich Mitgliedern der US-Notenbank Inflationsängste auszulösen.
Valueinvesting.de, 19. Oktober 2006
Als Reaktion auf diese Ängste wurden die kurzfristigen Zinssätze durch die Notenbank stetig erhöht. Diese Erhöhungen haben nunmehr ein Niveau erreicht, auf dem die Volkswirtschaft weitestgehend inflationfrei wachsen kann. Durch die starke Konjunktur verteuerten sich unterdessen viele Rohstoffpreise, insbesondere für Öl und Gas.
Nachdem im vergangenen Jahr die Wirbelstürme im Golf von Mexiko das verfügbare Angebot an Energie zusätzlich einschränkten, führte dies zu weiteren Preisanstiegen und zusätzlicher Inflationsangst. Nach Muhlenkamps Einschätzung wurde diese Angst durch den Aktienmarkt reflektiert. Als Beleg nennt er die starke Kursentwicklung in den Segmenten Rohstoffe, Energie und Immobilien.
In seiner weiteren Argumentation geht Muhlenkamp auf die Widersprüchlichkeit ein, nach der Inflation im Allgemeinen aufgrund von Preissteigerungen berechnet wird, tatsächlich aber aus der Differenz zwischen Geldmengen- und realem Wirtschaftswachstum entsteht. Muhlenkamp ist der Meinung, dass sich alle zuvor genannten Faktoren innerhalb der letzten sechs Monate geändert haben und nennt insbesondere folgende Entwicklungen:
- Die langfristigen Zinsen haben im Mai gedreht und gingen seitdem um 50 Basispunkte zurück.
- Im Verlauf der beiden letzten Sitzungen wurden die kurzfristigen Zinsen von der US-Notenbank unverändert bei 5,25% belassen.
- Der Ölpreis ist seit seinem Hoch um 15-20% gefallen, wodurch die Benzinpreise um rund 0,50 $ je Gallone zurückgingen.
- Eine Vielzahl anderer Rohstoffpreise sind ebenfalls gesunken.
- Die Hypothekenzinsen haben sich gemeinsam mit den langfristigen Zinsen nach unten entwickelt.
Als Folge haben sich die Inflationsängste des Aktienmarktes seit Mai in Rezessionsängste verwandelt. Bei der Aktienkursentwicklung stehen nunmehr wieder Unternehmen aus den Sektoren Telekom, Stromversorgung, Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke oder Gesundheit im Vordergrund. Außerdem hat ein Präferenzwechsel von Small-Cap Unternehmen hin zu großkapitalisierten Gesellschaften stattgefunden. Alle diese Veränderungen machen laut Muhlenkamp Sinn, sollte die Wirtschaft in eine Rezession eintreten.
Nichtsdestotrotz glaubt Muhlenkamp, dass die Aussichten für ein sogenanntes „soft landing“, also eine Wachstumsverlangsamung ohne Konjunkturrückgang, günstig und anhand der aktuellen Datenlage die Ängste vor Inflation und Rezession unbegründet sind. Dies wird nach seiner Ansicht dazu führen, dass die Preise vieler Aktien die Werte widerspiegeln werden, die fundamental gerechtfertigt sind. Daher ist nach seiner Einschätzung gegenwärtig ein guter Zeitpunkt in Aktien dieser Unternehmen zu investieren.
Zum Schluss spricht Muhlenkamp noch eine Warnung aus. Er glaubt, dass der Aktienmarkt auf Tagesbasis ziemlich volatil bleiben wird. Die Anzahl der Menschen und die Summe des Geldes, die versuchen den Markt auf kurze Sicht zu schlagen, machen eine tägliche Volatilität nahezu sicher. Darüber hinaus prophezeit er weitere Beispiele, wie den Hedgefonds Amaranth, der kürzlich durch den Kauf von Gas-Kontrakten am Terminmarkt innerhalb einer Woche mehr als die Hälfte seines Wertes – 6 Mrd. Dollar – verlor.