Die folgenden Anlagetipps liefern beim Kauf von Aktien eine wesentliche Entscheidungshilfe. Die Gruppe der Unternehmen, die bei Beachtung dieser Regeln ein attraktives Investment darstellen, dürfte je nach Zeitpunkt mehr oder weniger exklusiv ausfallen. Aber die Wahrscheinlichkeit, durch Beachtung dieser Maximen kein Geld zu verlieren, steigt erheblich.
- Beobachte nicht die Börse, sondern Unternehmen: Wer Aktien kauft, sollte alles über die dahinterstehende AG wissen. Regelmäßiges Studium der Geschäftsberichte ist ein Muss.
- Mache Dir ein Bild über die Zukunft des Unternehmens: Langfristige Gewinnprognosen sind das A und O jeder Investmententscheidung. Der einzige Grund, Geld in eine Aktie zu investieren, ist der erwartete Cashflow.
- Suche die Aktien der besten Unternehmen aus: Nur Firmen, die bewiesen haben, dass sie ihr Geschäft beherrschen und über viele Jahre gute Gewinnsteigerungen erzielten, kommen in Frage.
- Kaufe nur, was Du verstehst: Wer eine Branche und ein Geschäft aus dem Effeff kennt, vermeidet Fehleinschätzungen.
- Bestimme den tatsächlichen Wert einer Aktie: Gemäß Benjamin Graham hat jedes Unternehmen einen Inneren Wert. Dieser errechnet sich, indem der Buchwert des Unternehmens, aber auch seine Ertragskraft berücksichtigt werden.
- Kaufe nur, wenn der Preis stimmt: Auch für Aktien von hervorragenden Unternehmen kann man zu viel bezahlen. Denn die Verzinsung des eingesetzten Kapitals berechnet sich langfristig aus dem Kaufpreis in Bezug zur Gewinnentwicklung der Firma. Ist ersterer zu hoch, fällt die Rendite mager aus.
- Nicht zu stark diversifizieren: Das heißt nicht, trotz einer konservativen und auf Sicherheit bedachten Art seine Vorsicht aufzugeben. Er bedeutet vielmehr, dass wenige Investments mit hervorragenden Aussichten den großen Erfolg ausmachen.
- Halte Deine Aktien: Nur wenn sich die Grundeinschätzung der Gewinnentwicklung verändert oder ein Investment mit noch höherer Rendite möglich ist, sollte man an einen Verkauf denken. Ein hoher Börsenkurs ist nie ein Grund.
- Vermeide Kosten: Jede unüberlegte Transaktion kostet Provisionen und oft Steuern. Ausgabeaufschläge, Managementgebühren und Beraterprovisionen nehmen einem Aktiendepot die Ertragskraft.
- Vergiß alle Experten: Vertraue Deinen Grundsätzen und nicht fremden Meinungen – schon gar nicht den Kursen an der Börse.
Weitere Anlagetipps für den Kauf von Aktien finden Sie in den Anlagegrundsätzen von Peter Lynch sowie in den sogenannten Templeton Maximen von John Templeton.
Die Rendite der einbehaltenen Gewinne
Aus Sicht des Anlegers stellt die Erhöhung des Aktionärsvermögens das wesentliche Firmenziel dar. Daher muss vor jedem Aktienkauf geprüft werden, ob sich das Management eines Unternehmens diesem Ziel verpflichtet sieht. Die Entwicklung des Aktionärsvermögens bestimmt sich langfristig aus der Bereitstellung des Unternehmenskapitals. Daher ist die Kapitalbereitstellung eine der wichtigsten Aufgaben des Managements.
Eine rational handelnde Geschäftsführung investiert nur zusätzliche Barmittel, wenn auf diese überdurchschnittliche Kapitalrenditen erwirtschaftet werden können. Andernfalls wären die Aktionäre besser bedient, wenn sie die Gewinne ihres Unternehmens als Dividende ausgezahlt bekommen und sich somit selbst nach einer lukrativen Reinvestitionsmöglichkeit umsehen können.
Wie haben sich also die von einem Unternehmen einbehaltenen Gewinne verzinst? Welchen zusätzlichen Wert hat das Management für seine Aktionäre aus den einbehaltenen Gewinnen geschaffen? Genau bei diesen Fragen verhält sich das Management entweder rational oder irrational. Als Richtwert sollten sich die von einem Unternehmen einbehaltenen und für seine Eigentümer reinvestierten Geldmittel in den darauffolgenden zehn Jahren mit mindestens 15% verzinsen.
Rechenbeispiel:
Die von Warren Buffett geführte Holding Berkshire Hathaway erzielte im Geschäftsjahr 1997 einen Gewinn von 1.542 $ je Aktie. Da das Unternehmen keine Dividende zahlt und somit den gesamten Gewinn einbehält, wurden diese 1.542 $ Gewinn von Berkshire Hathaway für seine Aktionäre reinvestiert. Das gleiche geschah mit allen im Zeitraum von 1998 bis 2006 von Berkshire erwirtschafteten Gewinnen. Über den gesamten 10-Jahres-Zeitraum von 1997 bis 2006 wurde damit ein kumulierter Gewinn in Höhe von 33.072 $ je Aktie vom Unternehmen einbehalten.
Im Geschäftsjahr 2006 hat Berkshire Hathaway einen Gewinn je Aktie von 7.144 $ erzielt. Gegenüber dem Gewinn des Jahres 1997 bedeutet dies einen Zusatzertrag von exakt 5.602 $ je Anteil. Dieser Mehrertrag resultiert ausschließlich aus der vollständigen Reinvestition aller im Zeitraum von 1997 bis 2006 erwirtschafteten Gewinne. Das bedeutet, dass Berkshire Hathaway auf seine einbehaltenen Gewinne in den letzten 10 Jahren eine Rendite von 16,9% (5.602 : 33.072 = 0,169) erzielt hat.
Die 1-$-Prämisse
Sofern das Management sein Ziel – die langfristige Steigerung des Aktionärsvermögens – erreicht hat, wird sich dies in einem erhöhten Börsenwert des Unternehmens widerspiegeln. Bereits Benjamin Graham stellte fest, dass sich der Aktienmarkt kurzfristig wie eine Abstimmungsmaschine, aber langfristig wie eine Wertermittlungsmaschine verhält
Sofern ein Unternehmen seine Gewinne über lange Zeiträume unproduktiv einsetzt, wird der Markt die Aktien dieser Gesellschaft entsprechend schlecht bewerten. Aber auch das Gegenteil ist zutreffend. Werden die Gewinne eines Unternehmens profitabel reinvestiert, reflektiert sich dies in einem höheren Aktienkurs.
Gemäß Warren Buffett muss daher jeder Dollar einbehaltener Gewinne zu mindestens einem Dollar zusätzlichen Marktwert führen. Eine Überprüfung anhand der Ergebnisse von Berkshire Hathaway zeigt, dass dies im zuvor betrachteten 10-Jahres-Zeitraum von 1997 bis 2006 gelungen ist. Im Jahr 1997 lag der durchschnittliche Berkshire Hathaway Aktienkurs bei 40.900 $.
Der entsprechende Wert des Jahres 2006 betrug 99.900 $. Somit haben die von Berkshire Hathaway einbehaltenen Gewinne von insgesamt 33.072 $ zu einer Erhöhung des Marktwertes um 59.000 $ je Aktie geführt. Aus jedem Dollar einbehaltener Gewinne wurden damit 1,78 $ (59.000 : 33.072). Damit hat Berkshire Hathaway auch diesen Test erfüllt.