Am 02. April nach Börsenschluss hielt Donald Trump eine Pressekonferenz im Rosengarten des Weißen Hauses ab, in der er die Details zu seiner aktuellen Zollpolitik bekanntgab. Im Ergebnis sollen die durchschnittlichen Zölle auf US-Einfuhren per 09. April auf einen Wert von 24% ansteigen. Dies entspricht dem höchsten Niveau seit über 100 Jahren.
Kurz vor Trumps Rede schloss der Aktienindex Standard & Poor’s 500 bei 5.670,97 Punkten. Vergangenen Freitag, am 04. April, verabschiedete sich der S&P 500 mit einem Stand von 5.074,08 Punkten ins Wochenende. Dies entspricht einem Rückgang von 10,5% innerhalb von zwei Tagen. Zum Auftakt dieser Woche setzen sich die Kurseinbrüche weltweit fort.
In seinem jüngsten Bloomberg-Interview sprach Howard Marks über die Auswirkungen von Donald Trumps Zolltarifen. Nach seiner Einschätzung hat die Ankündigung der Tarife die Weltwirtschaft erschüttert. „Dies ist wahrscheinlich der größte Wandel, den ich in meiner Karriere erlebt habe“, sagte Marks.
Howard Marks betont, dass die Abkehr vom freien Handel und der Globalisierung zu Handelsbeschränkungen führen könnte, die die US-Wirtschaft durch höhere Kosten und möglicherweise höhere Inflation belasten. Er merkt an, dass die Vorteile der Globalisierung, wie z.B. niedrigere Kosten für Waren, verloren gehen könnten und dass die Last der Tarife wahrscheinlich der Verbraucher tragen wird.
Obwohl Marks die Verwerfungen auf dem Markt anerkennt, betont er die Unsicherheit bei der Vorhersage der zukünftigen Wirtschaftslandschaft und deutet an, dass die Wahrscheinlichkeit genauer Prognosen aufgrund der gestörten Weltordnung geringer ist als je zuvor.
Zu den Einbrüchen am Aktienmarkt sagte Howard Marks, dass die meisten Anleger das Schlimmste befürchten, weshalb die Kurse derart stark gesunken sind. Dabei stellt sich für ihn die Frage, ob die Aktienkurse zu stark, genau richtig oder nicht genug gesunken sind? Eine Antwort darauf kann momentan niemand geben.
Aus diesem Grund merkt Howard Marks an, dass Anleger für sich selbst beurteilen müssen, ob der bisherige Rückgang der Vermögenspreise richtig, unzureichend oder übertrieben ist. Wenn der Rückgang übertrieben ist, sollte man mit aller Kraft in den Markt einsteigen. Ist er unzureichend, sollte man abwarten, bis sich die Lage weiter entspannt. Es ist jedoch unmöglich, eine solche Beurteilung qualitativ vorzunehmen.
Wenn es um Investitionen geht, plädiert Marks auch nach dem Einbruch des Aktienmarktes derzeit weiterhin klar für Kreditinvestitionen gegenüber Aktien. „Die Renditen für Kredite sind nach wie vor sehr gut“, bemerkt er und weist darauf hin, dass die Renditen für Hochzinsanleihen seit Veröffentlichung seines letzten Memos mit dem Titel „Gimme Credit“ innerhalb weniger Wochen von 7,2% auf fast 8% gestiegen sind.
Bei Aktien ist er vorsichtiger. Zwar haben Aktien in den letzten einhundert Jahren durchschnittlich 10% Rendite pro Jahr erwirtschaftet, aber nicht, wenn das Kurs-Gewinn-Verhältnis des breiten Marktes wie aktuell bei 19 lag. Angesichts der heutigen Bewertungen hält er es für einen Fehler, historische Aktienrenditen zu erwarten.
Howard Marks schärfste Warnung gilt der US-Haushaltslage, die er mit einer einprägsamen Analogie beschreibt: „Die USA haben sich wie jemand verhalten, der eine goldene Kreditkarte ohne Kreditlimit besitzt und für den nie die Rechnung kommt.“ Die Gefahr besteht für ihn darin, dass „die Haushaltslage sehr kompliziert wird.“
Bei all dem kehrt Marks immer wieder zu einer grundlegenden Wahrheit zurück: „Es gibt keine Analyse, mit der man feststellen könnte, ob die heutigen Vermögenspreise für das künftige Umfeld angemessen sind.“
Denn normalerweise glauben wir zu wissen, was in der Zukunft passieren wird. Wir gehen davon aus, dass die Zukunft weitgehend der Vergangenheit ähneln wird. Wir extrapolieren. Und normalerweise funktioniert das, weil sich die Welt nicht so stark verändert.
Doch nach Einschätzung von Howard Marks wurden durch die Ereignisse der letzten Tage die Weltwirtschaft und die Weltordnung jenseits der Wirtschaft, also die Geopolitik und die internationalen Beziehungen, wie eine Schneekugel durchgeschüttelt. Und niemand weiß, wie die Zukunft konkret aussehen wird.