Ray Dalio ist Gründer von Bridgewater Associates, einer amerikanischen Investmentmanagementfirma mit einem verwalteten Vermögen von 150 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022. Dalios geschätztes privates Vermögen beläuft sich auf 19,1 Milliarden US-Dollar, womit er momentan Rang 85 der reichsten Menschen der Welt belegt.
In seinem Buch „Principles“ bezeichnete Ray Dalio die Diversifikation als den Heiligen Gral des Investierens und verwendete das folgende Diagramm, um diesen Heiligen Gral zu veranschaulichen.
Quelle: Ray Dalios „Principles“
Dalio kommentierte dieses Diagramm mit den folgenden Worten:
Dieses einfache Diagramm traf mich mit derselben Kraft, die Einstein empfunden haben muss, als er E=mc2 entdeckte: Ich sah, dass ich mit fünfzehn bis zwanzig guten, unkorrelierten Renditeströmen meine Risiken drastisch reduzieren konnte, ohne meine erwarteten Erträge zu verringern.
Interpretation: Bei einer größeren Anzahl von Aktien, die beispielsweise zu 20% miteinander korrelieren, werden bereits durch die Auswahl von zehn von ihnen die Vorteile der Diversifikation erfasst. Das Hinzufügen weiterer Aktien hilft wenig.
Zwar würde der Zusatznutzen mit sinkender Korrelation zwischen den Aktien steigen. Aber selbst bei einer Korrelation von Null, würden bereits zehn Aktien wiederum ausreichen, um die Vorteile der Diversifikation weitestgehend auszuschöpfen.
Ray Dalio über Diversifikation
Als Diversifikation wird eine Risikomanagement-Strategie bezeichnet, die eine Vielzahl von Anlagen innerhalb eines Portfolios mischt. Dabei konzentriert sich die traditionelle Diversifikation auf die Sicherung der Rendite durch den Kauf von Vermögenswerten in verschiedenen Anlageklassen, zum Beispiel Aktien und Anleihen.
Anleger, die mit einer größeren Schwankungsbreite ihres Portfolios zurechtkommen, konzentrieren sich auf die Aktienseite, während Anleger, die mehr Stabilität benötigen, ihren Anleiheanteil erhöhen.
Das Problem bei einer solchen Diversifikationsstrategie besteht jedoch darin, dass sie sich auf die Rendite auswirken kann, da die vermeintlich sichereren Anlageklassen nicht immer die Art von Einkommen generieren, die Aktien erzielen, und darüber hinaus nicht im gleichen Maße an Wert steigen.
Laut Ray Dalio ist der „Heilige Gral des Investierens“ die Diversifizierung eines Portfolios auf eine Weise, die das Risiko reduziert, ohne die Renditen zu beeinträchtigen. Dabei versucht er Vermögenswerte auszuwählen, die wenig oder gar keine Korrelation untereinander aufweisen.
Was versteht man unter Korrelation?
Positiv korrelierende Vermögenswerte steigen gleichzeitig, während sich negativ korrelierende Vermögenswerte in entgegengesetzte Richtungen bewegen. Die Rate, mit der sich zwei Vermögenswerte relativ zueinander bewegen, ihre Korrelation, wird auf einer Skala von -100% bis +100% gemessen.
Bewegen sich beispielsweise zwei Aktien mit derselben Rate in entgegengesetzte Richtungen, ergibt sich eine Korrelation von -100%. Zwei Aktien, die sich mit derselben Rate in dieselbe Richtung bewegen, weisen eine Korrelation von +100% auf. Aktien, die keinerlei Beziehung zueinander aufweisen, haben eine Korrelation von Null. Ihre Kursänderung wird demnach von ganz unterschiedlichen Variablen beeinflusst.
Dalio’s heiliger Gral
Ray Dalio weist darauf hin, dass die meisten Menschen ein falsches Verständnis von Diversifikation haben. Sie wählen verschiedene Vermögenswerte innerhalb derselben Anlageklasse aus und glauben, dass dies ausreicht, um die Schwankungsbreite ihrer Portfolios zu reduzieren.
Laut seiner Einschätzung sind einzelne Vermögenswerte innerhalb einer Anlageklasse in der Regel zu etwa 60% miteinander korreliert. Aus diesem Grund empfiehlt Dalio bei der Portfolio-Konstruktion die folgende Vorgehensweise:
Eine Handvoll guter, unkorrelierter, ausgewogener und gut gehebelter [Anmerkung: Dalio ist Hedgefonds-Manager] Best-Practice-Anlagen ist der sicherste Weg, viel Aufwärtspotenzial zu haben, ohne einem inakzeptablen Abwärtspotenzial ausgesetzt zu sein.
Der Aufbau eines Portfolios nach diesem Prinzip bedeutet, in mindestens 15 nicht miteinander korrelierende Vermögenswerte zu investieren. Eine größere Anzahl ist laut Dalio in Ordnung, diejenigen Vermögenswerte über der Marke von 15 haben seiner Aussage nach jedoch nur einen sehr geringen Einfluss auf das Gesamtergebnis.
Schlussgedanken
Bei Dalios Konzept der unkorrelierten Vermögenswerte geht es nicht um die rein klassische Korrelationsberechnung, bei der jede Beziehung auf einen bestimmten Prozentsatz heruntergebrochen wird. Stattdessen geht es um die Untersuchung von Vermögenswerten in Bezug auf deren jeweils innewohnenden Verhaltens in Relation zueinander.
Allerdings ergibt sich hieraus das Problem, dass sich die Korrelation zwischen Aktien aus verschiedenen Kategorien im Laufe der Zeit ändern kann und wird. Ein Beispiel ist die Einteilung von Aktien in die Kategorien „USA“ und „International“. So korrelierten internationale Aktien seit Beginn der 2010er Jahre stark negativ gegenüber US-Aktien. In den Jahren vor der Finanzkrise 2007-2008 war es genau umgekehrt.
Es ist also nicht damit getan, einfach ein Portfolio von vermeintlich nicht miteinander korrelierenden Vermögenswerten zusammenzustellen und unbeaufsichtigt zu lassen. Vielmehr sollten Anleger ihre Investitionen in regelmäßigen Abständen (z.B. einmal im Jahr) neu bewerten und auf dieser Basis weitere Entscheidungen treffen.
Ray Dalios Heiliger Gral hilft allerdings auch Value-Anlegern, über eines der grundlegendsten Konzepte des Investierens – die Diversifikation – nachzudenken und ein Portfolio aufzubauen, mit dem sich auch in turbulenten Börsenphasen wie dem vergangenen Jahr ruhig schlafen lässt.
Lieber Mario,
ich lese immer wieder gerne deine Artikel, die immer wieder extrem wichtige Inhalte verdeutlichen!
Frage dazu: Wie kann ein einfacher Privatinvestor rasch, zuverlässig und möglichst kostengünstig viele verschiedene Assets auf ihre Korrelation untersuchen (NICHT in Frage kommt dabei, elendslange Datenreihen (Tageskurse bzw. Tagesrenditen) selbst in ein xls einzupflegen und dann den Korr.koeff auszurechnen – und dann hätte man erst erst EIN Assetpaar untersucht)
Gibt es also eine rasche, zuverlässige und möglichst kostengünstige Lösung für sehr viele verschiedene Assets ?
Wäre für Hinweise sehr dankbar !
Nochmals Danke für deine Artikel !
lg Wolfgang
Hallo Wolfgang,
ich bin bei der Commdirect, dort findet man bei den Kennzahlen einen Korrelationskoeffizienten zu einem Index.
Hat man die Aktien im Depot, wird die Korrelation zu den anderen Werten in einem Dreieck dargestellt (Matrix).
Ganz oben steht der Gesamtkorrelationxkoeffizient, der sollte möglichst nahe bei 0 liegen, damit wären die Wert unkorreliert. Im Klartext: Geht einer runter, hat das keinen Einfluss auf die anderen Werte.
Gruß
Frank
Hallo Wolfgang,
Danke für Deine netten Worte!
Auf der Webseite Portfolio Visualizer gibt es unter ‚Asset Correlations‘ ein Tool, mit dem man zumindest für Assets, die ein US-Tickersymbol haben, die Korrelation zueinander berechnen kann.
-> https://www.portfoliovisualizer.com/asset-correlations
Vielleicht geht das ja in die Richtung, die Du Dir vorgestellt hast?
@Frank
Danke auch für Deinen Hinweis auf die Funktionalität, die von der Comdirect angeboten wird.
Viele Grüße an Euch beide
Mario
Hallo Frank und Mario,
ich danke euch für eure Rückmeldungen ! Werde mir beides anschauen !
lg Wolfgang