In seiner Präsentation „The Path to Multi-Baggers“ stellte Mohnish Pabrai im Dezember 2020 insgesamt fünf Wege vor, die zu potenziellen 10- oder 100-Bagger Aktien führen.
Im letzten Beitrag wurde bereits Pabrais „Heiliger Gral“, das Investieren in sog. Spawner, beleuchtet. Heute geht es um eine weitere Möglichkeit, wie Privatanleger Multibagger-Aktien finden können: Uber Cannibals.
In einem Forbes-Artikel vom 22. Dezember 2016 hat Mohnish Pabrai, zusammen mit Yingzhuo Zhao, einem quantitativen Analysten bei Dhandho Funds, das Konzept der Uber Cannibals Aktien erstmals öffentlich erläutert.
Demnach handelt es sich bei den Uber Cannibals um kapitalstarke, unterbewertete Unternehmen, die permanent eigene Aktien zurückkaufen und dadurch einen enormen Wert für ihre Aktionäre schaffen.
Das „Berkshire Cannibals-Portfolio“
Pabrai erläuterte den Erfolg dieser Strategie anhand von drei Beteiligungen aus dem Portfolio von Berkshire Hathaway. Amercican Express, Coca-Cola und IBM. (Anmerkung: Zum Jahresende 2016 besaß Berkshire insgesamt 8,5% der ausstehenden IBM-Aktien im Gegenwert von 13,5 Milliarden US-Dollar).
Bei allen drei Unternehmen handelt es sich allesamt um „konsequente Kannibalen“, die kontinuierlich ihre eigenen Aktien verschlingen. In dem 28-Jahres-Zeitraum von 1988 bis 2016 haben IBM 59,5%, Coca-Cola 26,8% und American Express 24,7% der ausstehenden Aktien zurückgekauft.
Die folgende Grafik zeigt die Wertentwicklung eines gleichgewichteten Portfolios, das aus den Berkshire-Aktien IBM, Coca-Cola und American Express besteht, im Vergleich zum amerikanischen S&P 500 Total Return Index.
Quelle: Mohnish Pabrai, Forbes
Über den Betrachtungszeitraum wäre eine Investition von 100.000 US-Dollar in das „Berkshire Cannibals-Portfolio“ um über 4.200% auf 4,2 Millionen US-Dollar angewachsen, während dieselbe Investition in den S&P 500 nur um 1,4 Millionen US-Dollar gestiegen ist. Dies entspricht einer annualisierten Outperformance von über 4%.
Mohnish Pabrai macht darauf aufmerksam, dass diese Outperformance trotz dem erheblichen Widerstand, der durch die schlechte Entwicklung der IBM-Aktie verursacht wurde, zustande gekommen ist. Seit Berkshires Kauf von IBM im Jahr 2011, hat IBM eine annualisierte Rendite von lediglich 1,3% gegenüber 11,4% für den S&P 500 erzielt.
Darüber hinaus stürzte der Aktienkurs von American Express während der Finanzkrise 2007-2008 von seinem Höchststand von 60 US-Dollar auf etwa 10 US-Dollar ab, was einem vorübergehenden Rückgang von 83% entspricht.
Mohnish Pabrai’s Uber Cannibals Portfolio
Da die vorgestellten Aktien aus dem Portfolio von Berkshire Hathaway durch Warren Buffett persönlich ausgewählt wurden, haben Mohnish Pabrai und Yingzhuo Zhao in Anlehnung an die Dogs of the Dow Strategie Kriterien entwickelt, mit denen sich ein einfaches Portfolio aus fünf Uber Cannibals Aktien zusammenstellen lässt.
Die Aktien werden zu Beginn eines jeden Jahres ausgewählt und einmal im Jahr neu ausbalanciert. Dabei erfolgt die Aktienauswahl durch die automatische Auswertung von Datenbanken – wie beispielsweise Compustat – mit folgendem Regelwerk:
Uber Cannibals Portfolio-Regeln
Auswahlkriterien
- Mindestmarktkapitalisierung von 100 Millionen US-Dollar
- Kurs-Umsatz-Verhältnis kleiner als 2,5
- Prozentsatz der zurückgekauften Aktien gegenüber der Dividendenrendite des letzten Jahres größer als 2
- Keine Versicherungsgesellschaften
- In den letzten zwölf Monaten muss der Umsatz um mindestens 5% gegenüber dem Vorjahr und um 20% in den letzten fünf Jahren gewachsen sein
- Das Unternehmen muss seine Aktienanzahl im Vorjahr um 3% reduziert haben
Aus dem Ergebnis dieser Selektion werden die Top 5 Aktien anhand der Reduktion der Aktienanzahl in den letzten 5 Jahren ausgewählt.
Rebalancierungs-Methode
- Die Neugewichtung des Portfolios erfolgt jeweils am 18. März eines jeden Jahres, da börsennotierte Unternehmen in den USA ihre Jahresendzahlen bis zum 15. März veröffentlichen müssen
- Die alten Unternehmen, die nicht im neuen Portfolio enthalten sind, werden verkauft. Der Verkaufserlös wird gleichmäßig auf alle Neueinsteiger verteilt
- Wenn das gleiche Unternehmen für ein weiteres Jahr im Uber Cannibals Portfolio vertreten ist, wird es unverändert belassen
Sonstiges
- Dividenden werden in dasselbe Unternehmen reinvestiert, das sie gezahlt hat
- Kommt es zu einem unfreiwilligen Abgang durch Übernahme, Delisting oder Konkurs, wird das Geld zu gleichen Teilen unter den im Portfolio verbleibenden Aktien verteilt
- Kommt es zu Spin-offs, werden die Anteile verkauft und in die Muttergesellschaft reinvestiert
Uber Cannibals Performance
Auf Basis dieses Regelwerkes haben Mohnish Pabrai und Yingzhuo Zhao im Zeitraum von 1992 bis 2016 für jedes Jahr ein Uber Cannibals Portfolio zusammengestellt und die Performance mittels Backtest im Vergleich zum S&P 500 Total Return Index ermittelt.
Im Durchschnitt schlägt das Uber Cannibals Portfolio den S&P 500 um 6,3% per anno. Hätte man im Jahr 1992 100.000 US-Dollar in die Uber Cannibals Aktien investiert und seit 1992 jedes Jahr neu gewichtet, wären daraus 3,6 Millionen US-Dollar geworden. Dagegen wäre die gleiche Investition in den S&P 500 auf immer noch respektable 904.314 US-Dollar angewachsen.
Mohnish Pabrai weist allerdings darauf hin, dass eine Investition in die Uber Cannibals eine gewisse Tapferkeit erfordert. Denn sie schneiden in etwa der Hälfte der Quartale schlechter ab, als der S&P 500. In den von Pabrai und Zhao durchgeführten Backtests haben sie in 10 von 25 Jahren eine unterdurchschnittliche Performance erzielt.
Seit 2017 veröffentlicht Mohnish Pabrai das aktualisierte Uber Cannibals Portfolio jedes Jahr auf seinem Blog Chai with Pabrai.
In Rahmen eines Vortrages am Boston College und der Harvard Business School am 27. Oktober 2022 hat Mohnish Pabrai noch einmal ausführlich das Konzept der Uber Cannibals erläutert.
https://www.youtube.com/watch?v=_h10aNEQK50