Im Jahr 2018 hielt Mohnish Pabrai mehrere Reden, in denen er über seine 10 Gebote des Investierens (in englisch: 10 Commandments of Investing) sprach. Anlageregeln, die seiner Meinung nach jeder Investor während der gesamten Zeit seiner Karriere befolgen sollte.
Pabrai hat Jahre damit verbracht, diese Liste von Regeln basierend auf der Arbeit von Warren Buffett und Charlie Munger sowie seinen eigenen Erfahrungen zu erstellen. Er hat diese Regeln aufgestellt, nachdem er die Art und Weise studiert hatte, wie seine beiden Vorbilder mit Investitionen umgehen.
Dies sind die 10 Gebote des Investierens von Mohnish Pabrai:
- Du sollst nicht den Rahm abschöpfen
- Du sollst kein Investmentteam haben
- Du musst akzeptieren, dass du mindestens ⅓ der Zeit falsch liegst
- Du sollst nach einem „verstecktem KGV“ von 1 suchen
- Du sollst niemals Excel benutzen
- Du sollst immer ein Seil haben, um aus dem tiefsten Brunnen zu klettern
- Du sollst wie Arjuna einzigartig auf das Geschäft fokussiert sein
- Du sollst Aktien niemals leerverkaufen
- Du sollst niemals Fremdkapital einsetzen
- Du sollst ein schamloser Kloner sein
Gebot 1: Du sollst nicht den Rahm abschöpfen
Das 1. Gebot betrifft nur Investoren, die Geld für andere Leute anlegen. In diesem Fall hält Mohnish Pabrai eine feste Gebührenstruktur für falsch. Die meisten Vermögensverwalter nehmen einen bestimmten Prozentsatz des investierten Kapitals als feste Gebühr und zusätzliche eine Performancegebühr.
Pabrai sagt, das potenzielle Investmentmanager die Kunst des Investierens zuerst mit ihrem eigenen Geld üben sollten, bevor sie das Geld anderer Leute verwalten. Mit der Kraft des Zinseszins kann selbst ein kleiner Geldbetrag über ein paar Jahre hinweg bedeutend anwachsen.
Wenn man eine durchschnittliche jährliche Rendite von beispielsweise 15% erzielt, was laut Mohnish Pabrai mit kleinen Kapitalbeträgen erreichbar ist, verdoppelt sich das Kapital alle 5 Jahre. Dies gibt einem Investor dann die Möglichkeit, von dieser Basis zu leben, während die Vermögenswerte weiter wachsen.
In seiner eigenen Investmentfirma Pabrai Investment Funds hat Mohnish Pabrai einfach die Gebührenstruktur der Buffett Partnership kopiert, in der Buffett bis zu einer Rendite von 6% auf Management-Gebühren verzichtete und erst darüber hinaus eine Performancegebühr von 25% in Rechnung stellte.
Gebot 2: Du sollst kein Investmentteam haben
Laut Pabrai ist das Investieren kein Teamsport, sondern eine individuelle Bestrebung. Jeweils zwei Menschen haben unterschiedliche Kompetenzbereiche, weshalb es für einen guten Investmentmanager keinen Sinn macht, einen Analysten zu beschäftigen.
Denn es bestehen gute Chancen, dass ein Analyst auf Anlageideen stößt, die aufgrund unterschiedlicher Kompetenzkreise, die dem Analysten nicht gerecht werden, einfach abgelehnt werden.
Darüber hinaus benötigt man nach Einschätzung von Mohnish Pabrai gar nicht so viele Aktien in einem Portfolio. In einem Jahr hat man viel Zeit, um Aktien zu recherchieren und vielleicht zwei, drei oder vier zu finden, die zu einem passen.
Der Analyseprozess sei der spaßige Teil der Arbeit, den ein Investmentmanager nicht an andere delegieren sollte.
Gebot 3: Du musst akzeptieren, dass du mindestens ⅓ der Zeit falsch liegst
Pabrai sagt, dass das Investieren eine sehr ungenaue Wissenschaft und der Versuch, die Zukunft vieler Unternehmen zu extrapolieren, eine äußerst schwierige Aufgabe ist.
Er glaubt, dass sich vier von zehn Unternehmen in Zukunft nicht wie erwartet verhalten werden, da verschiedene Faktoren sie beeinflussen können. Es muss also akzeptiert werden, dass selbst die Investmentideen mit der höchsten Überzeugung die eigenen Erwartungen erfüllen können, oder eben nicht.
Gebot 4: Du sollst nach einem „versteckten KGV“ von 1 suchen
Mohnish Pabrai ist der Meinung, dass es am besten ist nach Aktien zu suchen, die auf zukünftigen Gewinnen – oder versteckten Gewinnen – basieren, die mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 1 gehandelt werden. „Wenn Sie zu dieser Bewertung kaufen können, passieren in der Regel gute Dinge. Die Suche nach dem „versteckten KGV“ ist eine wirklich gute Übung“, sagt Pabrai.
Ein Beispiel aus Pabrais eigenen Erfahrungen ist Fiat Chrysler. Als er Fiat Chrysler im 4. Quartal 2014 kaufte, wurde die Aktie zu weniger als 5 US-Dollar gehandelt und das Unternehmen hatte prognostiziert, dass es bis 2018 etwa 5 US-Dollar pro Aktie verdienen würde. Im Jahr 2016 gliederte Fiat Chrysler Ferrari aus und hat den prognostizierten Gewinn je Aktie dennoch übertroffen.
Das KGV von 1 stellte sich ein und Pabrais Investition stieg um das sieben bis achtfache.
Gebot 5: Du sollst niemals Excel benutzen
Laut Mohnish Pabrai sollte der Einsatz von Excel bei Investitionsentscheidungen vermieden werden. „Der Anlageprozess ist einfach und Sie sollten keine Excel-Tabelle verwenden, um herauszufinden, ob etwas eine großartige Investition ist. Wenn Sie es in Ihrem Kopf nicht herausfinden können, kann es keine große Investition sein“, sagt Pabrai.
Gebot 6: Du sollst immer ein Seil haben, um aus dem tiefsten Brunnen zu klettern
Pabrai sagt, dass eine der größten Lektionen, die er im Investmentgeschäft gelernt hat darin besteht, dass es Phasen mit Höhen und Tiefen geben wird, in denen die Performance manchmal großartig sein wird und manchmal nicht. Unternehmen werden immer Schwankungen durchleben und Rückschläge sind unvermeidlich.
Sein eigenes Unternehmen Pabrai Investment Funds hat während der globalen Finanzkrise im März 2009 – ausgehend von einem Höchststand im Juni 2007 – den Tiefpunkt erreicht, wobei die Kapitalmittel um 65-70 Prozent zurückgegangen sind. Mohnish Pabrai hat jedoch einen Weg gefunden, die Krise zu überwinden. Er ermutigt Anleger, immer an ihre Fähigkeiten zu glauben.
Gebot 7: Du sollst wie Arjuna einzigartig auf das Geschäft fokussiert sein
Für Mohnish Pabrai besteht die goldene Regel im Investmentmanagement darin, einen Fokus und eine Entschlossenheit wie bei Arjuna aus dem indischen Epos Mahabharata zu haben. „Es ist notwendig, sich auf das Geschäft zu konzentrieren, und nur auf das Geschäft.“
Wenn man sich ein Unternehmen mit einem KGV von 1 ansieht, hängen normalerweise mehrere Bedenken darüber, einschließlich makroökonomischer Bedenken. Pabrai meint, sobald wir über diese Bedenken hinwegsehen können, ergäben sich viele Möglichkeiten. Anleger müssen sich einfach auf diese Gelegenheiten konzentrieren und den Lärm um sie herum ignorieren.
Gebot 8: Du sollst Aktien niemals leerverkaufen
Pabrai ist der Meinung, dass sich durch das Leerverkaufen einer Aktie der investierte Betrag höchstens verdoppelt lässt, sich die Dinge aber oftmals gegen den Anleger entwickeln. Sogar Investoren wie Warren Buffett und Charlie Munger haben festgestellt, dass sie bei Aktien, in denen sie „short“ waren, zwar richtig lagen aber immer das falsche Timing hatten.
„Das Beste was Sie tun können ist, Ihr Geld zu verdoppeln. Und das Schlimmste ist, dass Sie bankrott gehen. Dies ist das Gegenteil von dem, was Sie wollen. Es macht keinen Sinn Wetten einzugehen, bei denen der höchste Gewinn eine Verdoppelung ist und das größte Risiko darin besteht, dass Sie aus dem Spiel sind“, sagt Mohnish Pabrai.
Gebot 9: Du sollst niemals Fremdkapital einsetzen
Im Leben eines Value Investors gibt es keinen Platz für Leverage. Das Wichtigste ist, weniger auszugeben, als man einnimmt. Mohnish Pabrai betont, wie wichtig es ist, im Spiel zu bleiben.
„Wenn Sie Ihr Kapital mit einer stellaren Rate verzinsen, aber nach einer Reihe von Gewinnjahren mit einer einzigen Null multiplizieren, ist das Ergebnis Null“, sagt Pabrai.
Gebot 10: Du sollst ein schamloser Kloner sein
Mohnish Pabrai ist der Ansicht, dass das schamlose Klonen sehr gut für das finanzielle Wohlergehen eines Anlegers ist. Er ist der Meinung, dass es großartige Investoren mit den höchsten Überzeugungen gibt, denen man folgen muss.
„In vielen Fällen sind ihre Portfolios für uns sichtbar, weil dies gesetzlich vorgeschrieben ist. Daher ist es eine großartige Abkürzung, diesen Investoren zu folgen und von ihnen zu lernen“, sagt Pabrai.
Die NEUEN Gebote des Investierens von Mohnish Pabrai
In einer Fragerunde mit Studenten der London Business School vom 18. Mai 2021 wurde Mohnish Pabrai gefragt, wie seine neue Anlagephilosophie, die auf den Lehren von Nick Sleep basiert, die 10 Gebote beeinflussen.
Ein Teil von Pabrais Antwort war, dass er viele Fehler gemacht hat und es ihm heute finanziell um einiges besser gehen würde, wenn er bereits Mitte der 1990er Jahre (als er mit dem Investieren anfing) Nick Sleeps Briefe an die Anteilseigner der Nomad Partnership gelesen hätte und nicht erst im Jahr 2020.
Insbesondere sprach Mohnish Pabrai über zwei Investitionen aus einer Anfangszeit. Eine war die Kotak Mahindra Bank, eine indische Privatbank mit Hauptsitz in Mumbai und die andere war Blue Dart Express. Weil Pabrai zu früh verkaufte, verpasste er im Fall der Kotak Mahindra Bank einen 500-Bagger und bei Blue Dart Express, einem Logistikunternehmen vergleichbar mit FedEx, einen 150-Bagger.
Wenn Mohnish Pabrai von damals bis heute an diesen Unternehmen festgehalten hätte, was einer Haltedauer von 26 Jahren entspricht, hätte er diese Renditen erzielt. Pabrai sagt, dass er diese Unternehmen möglicherweise nicht verkauft hätte, wenn ihm damals der Investmentansatz von Nick Sleep bekannt gewesen wäre.
Für Nick Sleep waren bei einem Investment drei Fragen wichtig:
- Was ist das mögliche Ziel des Unternehmens?
- Wird der wirtschaftliche Burggraben breiter und tiefer?
- Ist die Bewertung angemessen?
Beide der genannten indischen Unternehmen verfolgten laut Mohnish Pabrai sehr vorteilhafte mögliche Ziele. Die Bewertung war auf jeden Fall angemessen und ihre wirtschaftlichen Burggräben verbesserten sich sichtlich.
Hätte er sich zu dieser Zeit mehr auf die Qualität der Unternehmen konzentriert und darauf, was aus diesen Unternehmen in 10 oder 20 Jahren werden könnte, wäre es viel wahrscheinlicher, dass Mohnish Pabrai an diesen Unternehmen festgehalten hätte.
Also fand er sich in einer Position wieder, in der er diese großartigen Geschäfte viel zu früh verkauft hat. Er dachte damals nicht wie der Unternehmer, der das Unternehmen gründete. Wenn der Gründer des Unternehmens nicht verkaufte, warum sollte er dann verkaufen?
Mit dieser neuen Anlagephilosophie von Mohnish Pabrai im Hinterkopf stellt sich die Frage, inwieweit seine 10 Gebote des Investierens aus heutiger Sicht revidiert werden müssen.
Pabrai hat diese Gebote aufgestellt, als er noch dem klassischen Value Investing Ansatz von Benjamin Graham gefolgt ist – den Dollar für 50 Cent zu kaufen, anstatt sich auf Unternehmen zu konzentrieren, mit denen er die Magie des Zinseszinseffekts langfristig für sich wirken lassen kann.
In der Fragerunde an der London Business School sagte Mohnish Pabrai, dass er die 10 Gebote mit dem Wissen von heute vielleicht auf fünf Gebote reduzieren müsste. Daran sollten Anleger denken, wenn sie die von Pabrai ursprünglich aufgestellten Regeln zum ersten Mal lesen.
Schöne Zusammentragung, da sind einige wichtige Lektionen mit dabei! Gerade Gebot 3 erachte ich als ganz wichtig zu beherzigen!
Weißt du welche 5 Gebote er heute eher weglassen würde, ist das bekannt? Eine langfristige Rendite über mehr als 10-15 Jahre von 15% im Schnitt halte ich für sehr sportlich und bedingt einiges Risiko im Portfolio 🙂
VG das ETF-Labor
Hallo Kevin,
welche Gebote Mohnish Pabrai heute streichen würde, hat er nicht gesagt.
Basierend auf dem Wandel seiner Investmentphilosophie würde ich aber vermuten, dass die Gebote 3, 4, 6 und vielleicht auch 9 für ihn obsolet geworden sind. Aus dem einfachen Grund, weil er vor dem Kauf eines Unternehmens noch mehr Zeit in die Recherche investiert.
Für uns Privatanleger kann man seine Gebote meiner Meinung nach aber in ihrer ursprünglichen Form so stehen lassen. Die 15% Rendite per anno hat Pabrai auf professionelle Investoren bezogen. Und auch unter diesen erreichen diese Zielmarke über einen längeren Zeitraum nur wenige.
Schöne Grüße
Mario