Kommentare 0

Mr. Market im Herbst 2021

In seinem Marktkommentar für das 3. Quartal 2021 gab Bill Miller einen guten Überblick zum derzeitigen Stand des Aktienmarktes. Demnach befinden wir uns weiterhin in einem Bullenmarkt, der im März 2009 begann und begleitet von den typischen und unvermeidlichen Rückschlägen und Korrekturen anhalten wird.

Chart: Standard & Poor's 500 seit 2009
Chart: Standard & Poor’s 500 von 2009 bis heute

Miller sieht das Ende dieses Bullenmarktes erst kommen, wenn Aktien im Vergleich zu Anleihen zu teuer werden, oder wenn die Unternehmensgewinne sinken, was seiner Einschätzung nach derzeit nicht der Fall ist. Prognosen über den Aktienmarkt hält er für Zeitverschwendung. Stattdessen erachtet er es als sinnvoller zu verstehen, was gegenwärtig passiert und den Versuch aufzugeben, vorherzusagen was passieren wird.

Bill Miller weist darauf hin, dass der US-Aktienmarkt in der Nachkriegszeit in rund 70% der Jahre gestiegen ist, weil die US-Wirtschaft während der meisten Zeit wächst. Viel ungünstigere Chancen haben Casino-Besitzer reich gemacht. Aber eine große Zahl an Anlegern versucht die 30% der Zeit, in der Aktien fallen zu prognostizieren. Oder noch schlimmer: Ihre Zeit damit zu verbringen, das vierteljährliche Auf und Ab des Marktes zu handeln.

Die meisten Aktienrenditen resultierten laut Miller aus scharfen Marktausbrüchen, die in Perioden mit großem Pessimismus oder Angst entstehen, wie zuletzt beim Pandemie-bedingten Marktrückgang im Februar/März 2020. Miller glaubt, dass die Zeit – und nicht das Timing – der Schlüssel zum Vermögensaufbau an der Börse ist.

Bill Miller sagt, dass er sich zur Zeit keine Sorgen um den Aktienmarkt macht, weil alle anderen im Markt anscheinend übermäßig viel Zeit damit verbringen, sich Sorgen zu machen. Aus diesem Grund sind für ihn alle relevanten Sorgen bereits in den Aktienkursen eingepreist.

Zu den heutigen Sorgen zählen unter anderem:

  • Chinas regulatorische Maßnahmen
  • hohe und steigende Kraftstoff- und Lebensmittelpreise
  • Arbeitskräftemangel
  • Inflation oder Stagflation
  • die Auswirkungen der Drosselung von Anleihenkäufen seitens der Federal Reserve
  • unterbrochene Lieferketten
  • potenzielle Zahlungsausfälle aufgrund der Schuldenobergrenze der US-Regierung
  • die anhaltende Fehlfunktion und Polarisierung in Washington

Miller hält dies für berechtigte Bedenken, die sich seiner Einschätzung nach im Markt jedoch schon angemessen widerzuspiegeln scheinen und zu einer kleinen Korrektur der Aktienkurse im September geführt haben. Darüber hinaus ist er ziemlich zuversichtlich, dass die genannten Sorgen in zwölf Monaten durch neue Sorgen ersetzt werden.

Demgegenüber treten Aktien augenblicklich in ihre saisonal stärkste Phase ein. Die großen Indizes sind mit Ausnahme des MSCI Emerging Markets in diesem Jahr alle zweistellig gestiegen. Damit geht der Bullenmarkt für Miller weiter.

In den meisten Märkten existieren Bereiche der Über- und Unterbewertung. Nach Einschätzung von Bill Miller scheint der Großteil der Aktien im Verhältnis zu ihren Aussichten sowie in Bezug auf ihren fairen wirtschaftlichen Wert gegenwärtig ambitioniert bewertet zu sein.

In Kategorie: Börse

Über den Autor

Veröffentlicht von

Guten Tag, mein Name ist Mario Wolff. Ich bin privater Investor und beschäftige mich seit mehr als 25 Jahren mit der Anlagephilosophie des Value Investing. Wenn Du magst, kannst Du meinem Blog auf X (ehem. Twitter) folgen oder den Feed abonnieren.

Schreibe eine Antwort